Da trat Philipp Heerwagen vor die Kameras, fast euphorisch, und sprach über die Erlebnisse in seinem ersten Bundesligaspiel: "Eine tolle Sache, ein unvergessliches Erlebnis. Darauf habe ich Jahre gewartet." Die Crux nur, seine Begeisterung konnten die Zuhörer, vor allem seine Kollegen, nicht wirklich nachvollziehen. Und als hätte sich der Bayer über seine Worte selbst erschrocken, fügte er hinzu: "Das ist schon ein schwieriger Tag heute. Aber ich habe ja mit Unterhaching Erfahrung im Abstiegskampf."
Na, ja, warten wir mal ab. Fakt ist, Philipp Heerwagen konnte man nach seinem ersten Erstligaeinsatz nach 18 Monaten im VfL-Trikot wenn überhaupt nur den Vorwurf machen, beim Maltritz-Fehler nicht schnell genug den Kasten verlassen zu haben. Der 25-Jährige: "Vielleicht hätte ich raus gemusst." Aber da fehlt dem Goalie, der es immerhin mit den A-Junioren des FC Bayern zu Meisterehren brachte, dann wohl doch die Spielpraxis. Zu Buche standen bisher null Erstligaeinsätze, null Spiele in der zweiten Mannschaft, und an die zwei, drei Testspiele, die er absolviert haben will, kann sich seit der Vorbereitung auch niemand mehr erinnern.
Kurios, vor gut elf Monaten stand für Philipp Heerwagen das Bundesliga-Debüt schon auf dem Tagesplan. Doch am 1. November zog er sich bei einem Treppensturz Schnittverletzungen an der rechten Hand zu. Drei Tage später stand dann Rene Renno beim 5:3 gegen Wolfsburg anstelle von Lastuvka zwischen den Pfosten. Kontakt mit dem 1.FC Köln hatte der Bayer übrigens auch schon mal am 10. Oktober 2007. Bei einem Testspiel gegen den FC spielte er auf dem Leichtathletikplatz eine Halbzeit und kassierte kurz vor der Pause den Ausgleich durch Alpay.
Wie sein Weg beim VfL nun weitergeht, das ist unklar. Heerwagen: "Das liegt nicht in meiner Macht." Doch der Einsatz hat offensichtlich neue Hoffnungen geweckt. Lampenfieber jedenfalls verspürte der Schlussmann nicht: "Fünf Minuten brauchte ich, um die Stimmung aufzusaugen. Dann war ich voll drin."