Statt nach dem zweiten Saisondreier endlich mal wieder den Fuß ins Bermuda-Dreieck zu setzen, zog man die eigenen vier Wände vor. Denn die 2:3 (0:3)-Niederlage hat selbst die treuesten der Treuen bis ins Mark erschüttert. Nichts von der in den Spielen gegen Dortmund, Bremen und Hannover gezeigten Stabilität war in Halbzeit eins gegen Hertha BSC Berlin zu sehen. Der VfL bot die schlechteste Hälfte der bisherigen Spielzeit und brachte sich frühzeitig um fast alle Chancen auf einen Erfolg.
Wie hilflos der VfL zwischen der 20. und 40. Minute über den Rasen stolperte und sich dabei drei vermeidbare Gegentore einfing, dafür hatte Trainer Marcel Koller auf der Pressekonferenz nur einen Begriff parat: „Katastrophe.“
Pünktlich zum Anpfiff hatte in Bochum ein wüstes Schneetreiben eingesetzt, mit dem die Gastgeber überhaupt nicht zurecht kamen. Koller: „Jeder kämpfte für sich, Unterstützung für den Mitspieler gab es nicht.“
Logische Folge: Als der Schnee verschwand, war der VfL schon von einer Lawine überrollt worden. Bezeichnend, dass Anthar Yahias Rettungsaktion zur Kopfballvorlage für Rafaels Führungstor wurde (25.). Auch Treffer zwei und drei offenbarten absolute Hilflosigkeit. Hertha Coach Lucien Favre: „In der ersten Halbzeit waren wir eindeutig besser, haben hervorragend gespielt und viele Ballkontakte gehabt.“
Die einzige Chance für die Bochumer kam erst drei Minuten vor dem Pausentee zustande. Der VfL war quasi nicht auf dem Platz und überließ Hertha sogar die Lufthoheit im eigenen Strafraum. Der Frust war bei den Hausherren so groß, dass die Fans nicht einmal mehr ein Pfeifkonzert anstimmten, dafür ließ der Bochumer Coach in der Kabine mächtig Dampf ab. „Ich bin laut geworden.“
Mit Erfolg: Denn während sich die VfL-Anhänger aufgrund der unterirdischen Leistung zu Beginn schon auf dem Weg nach Wehen oder Osnabrück sahen, vermittelten die Bochumer in Abschnitt zwei noch so etwas wie Hoffnung. Plötzlich, mit der Einwechslung von Stanislav Sestak und Christian Fuchs nahm das Spiel einen völlig anderen Verlauf. Kein Zufall, dass Sestak nach Fuchs-Ecke das 1:3 erzielte (50.). Plötzlich agierte nur noch der VfL, der nicht nur durch Marcin Mieciel zum Anschlusstreffer kam (74.), sondern in den letzten 16 Minuten noch mehrere Möglichkeiten zum Ausgleich hatte.
Favre gestand ein: „Das 3:0 war für uns ein gefährliches Ergebnis, wir haben die Konzentration verloren. Ich wusste, dass Bochum schwer zu spielen ist. Das hat sich gezeigt.“ Doch am Ende reichte es nicht, um zumindest einen Zähler mitzunehmen. Koller: „Trotz der beiden Anschlusstreffer, haben wir wieder einmal zu wenig aus unseren Chancen gemacht. Die zweite Halbzeit war okay.“
So steht der VfL nach 14 Runden mit nur zehn Punkten auf einem Relegationsplatz. So langsam laufen dem Club die Spiele davon, auch wenn die Konkurrenz nach wie vor in greifbarer Nähe ist. Doch die Zeit, den Knoten zu durchschlagen, ist gekommen. Sonst ist es bald zu spät.