1993 übernahm der heute 73-Jährige das Präsidenten-Amt, seit 2002 ist er Aufsichtsratschef, was seiner immensen Machtfülle allerdings keinen Abbruch tat. Deswegen werden wie schon seit jeher Altegoers oberste Prinzipien auch in Zukunft bei den Westfalen Gesetz sein: Kurzschlussreaktionen gibt es nicht, und Interna werden dem Wortsinn entsprechend behandelt.
Von Prinzip Nummer eins profitiert derzeit einmal mehr Trainer Marcel Koller, der nach dem enttäuschenden Saisonstart und dem Sturz auf Tabellenplatz 16 bei vielen Fans wie schon zahlreiche Male zuvor in der Kritik steht. Doch Altegoer hält eisern zu ihm, und nur das zählt. "Das Vertrauen in die Mannschaft ist ungebrochen, das in den Trainer sowieso. Marcel Koller ist einer der besten Trainer im Geschäft. Dass wir von Verletzungssorgen geplagt sind, dafür kann er nichts", sagt Altegoer im sid-Gespräch.
Seit er Präsident wurde, arbeiteten beim VfL gerade mal acht Trainer, obwohl der Klub in dieser Zeit viermal abstieg. Gerüchten zufolge soll es Ex-Manager Stefan Kuntz einmal gewagt haben, Kollers Entlassung voranzutreiben. Gemeinsam mit zu vielen Alleingängen in den Medien markierte dieser Vorfall angeblich den Anfang vom Ende der Management-Ära Kuntz in Bochum. Eine offizielle Begründung für die Trennung Ende März dieses Jahres gibt es bis heute nicht, denn diesmal ist Altegoers Prinzip Nummer zwei wie in Stein gemeißelt. "Wir haben hier gemeinsam die Entscheidung getroffen, uns zu trennen. Darüber hinaus haben wir Stillschweigen vereinbart. Dass wir beide uns an diese Vereinbarung halten, ist Ehrensache", sagt Altegoer, der stets darauf verweist, dass er "beim VfL nie allein entscheidet".
Der Machtmensch Altegoer polarisiert. Klaus Toppmöller, von 1994 bis 1999 VfL-Trainer, bezeichnet ihn bespielsweise als "meinen besten Vorgesetzten - ein Mann, ein Wort". Altegoer wurde 1938 unweit des alten VfL-Stadions geboren, zehn Jahre später war er dort bei einem Vorspiel mit von der Partie. Mitglied wurde er erst 1978, doch sein Herz, so sagt er, hing schon immer am VfL. Seit 1964 führt Altegoer einen Rohstoffvertrieb, den er zu einem florierenden Unternehmen mit Millionenumsatz entwickelte. Heute ist Altegoer schwer reich.
Dem Gerücht - natürlich gibt es auch für dieses keine Belege - er habe den VfL schon mehrfach mit Geld aus eigener Tasche vor dem Ruin gerettet, widerspricht er energisch. "Ich war nie ein Mäzen, ich halte Mäzenatentum für grausam. Wenn ein Mäzen irgendwann mal Gelder abzieht, geht der betreffende Verein zugrunde", erklärt Altegoer. Ja, er habe für den VfL Türen geöffnet bei Sponsoren oder für den nötigen Kreditrahmen gesorgt, "mehr aber auch nicht".
So geht an der Castroper Straße alles seinen geregelten Gang. Über den Zeitpunkt seines Ausstiegs, so sagt Altegoer, habe er noch keine Entscheidung getroffen. Alles werde zu gegebener Zeit geregelt sein. "Was soll schon passieren, wenn ich keine Funktion mehr habe? Dann wird auch weiter Fußball gespielt!"