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VfL: Aufsichtsratsvorsitzender Werner Altegoer im Gespräch
"Ich halte Mäzenatentum für grausam"

VfL: Aufsichtsratsvorsitzender Werner Altegoer im Gespräch
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Vor dem Spiel in Hannover äußert sich "VfL-Boss", Aufsichtsratsvorsitzender Werner Altegoer, im Bundesliga-Gespräch der Woche.

"Herr Altegoer, vor der Saison haben Sie die Hoffnung geäußert, dass sich der VfL in der Bundesliga etabliert habe. Nun steht er auf dem Relegationsplatz. Muss man sich doch wieder Sorgen um den VfL machen?"

Werner Altegoer: "Nein, denn wir wissen ja, warum wir da stehen. Viele unserer Leistungsträger waren oder sind verletzt und werden ihre Topform auch erst durch die Vorbereitung auf die Rückrunde erreichen. Das Vertrauen in die Mannschaft ist ungebrochen, das in den Trainer sowieso. Marcel Koller ist einer der besten Trainer im Geschäft. Dass wir von Verletzungssorgen geplagt sind, dafür kann er nichts."

"Mal abgesehen vom Sportlichen - wo würden Sie den VfL wirtschaftlich in der Bundesliga einreihen?"

Altegoer: "Allein die Tatsache, dass wir in der ersten Liga spielen, ist eine Top-Leistung. Es gibt wesentlich finanzstärkere Klubs, die allmählich ganz von der Bildfläche verschwinden. In der ersten Liga sind wir noch mit Cottbus, Karlsruhe und Bielefeld auf einer Augenhöhe, alle anderen Klubs spielen finanziell in einer anderen Liga." "Sie haben sich schon kritisch über 1899 Hoffenheim geäußert, als der Klub 2007 in die 2. Liga aufstieg. Hat sich an Ihrer Einschätzumg mittlerweile etwas geändert?"

Fürchtet einen nächsten Werksklub: Werner Altegoer. (Foto: firo)

Altegoer: "Ich habe mich nicht kritisch zu Hoffenheim geäußert, sondern in den Raum gestellt, dass sie bald der quasi dritte Werksverein in der Bundesliga werden. Herr Hopp kann mit seinem Geld natürlich machen, was er will. Die Auswirkungen auf den Wettbewerb in der Bundesliga, gerade aus Sicht der finanzschwächeren Klubs, sind einfach verheerend. Schauen sie doch nach Ingolstadt, dort taucht schon der nächste Werksklub auf." "Spielen Sie denn nicht beim VfL im kleinen Rahmen eine ähnliche Rolle wie Software-Milliardär Dietmar Hopp in Hoffenheim? Sie sollen schon häufiger mit Geld aus eigener Tasche den VfL vor der Insolvenz gerettet haben...."

Altegoer: "Ich war nie ein Mäzen, ich halte Mäzenatentum für grausam. Wenn ein Mäzen irgendwann mal Gelder abzieht, geht der betreffende Verein zugrunde. Beispiele dafür gibt es genügend. Ich habe für den VfL Türen geöffnet bei Sponsoren, oder für den nötigen Kreditrahmen gesorgt, mehr aber auch nicht. Wir haben hier in Bochum einfach immer vernünftig gearbeitet." "Vor knapp acht Monaten haben sich der VfL und Manager Stefan Kuntz getrennt. Haben Sie die Trennung zwischenzeitlich mal bereut?"

Altegoer: "Nein, warum sollte ich?"

"Weil der VfL einen guten Manager und ein Gesicht verloren hat. Sein Nachfolger Thomas Ernst hat noch nicht das Profil eines Stefan Kuntz, und Sie machen sich in der Öffentlichkeit rar. Auch Trainer Marcel Koller mag Vorteile im Vergleich zu seinem Vorgänger Peter Neururer haben, dessen Medienpräsenz hat er aber nicht. Ist der VfL wieder zu der grauen Maus geworden, die er nie wieder sein wollte?"

Altegoer: "Erstens: Der VfL war nie eine graue Maus. Zweitens: Das Thema Stefan Kuntz ist für mich abgehakt. Er ist jetzt in Kaiserslautern und fühlt sich da wohl. Wir haben hier gemeinsam die Entscheidung getroffen, uns zu trennen. Darüber hinaus haben wir Stillschweigen vereinbart. Dass wir beide uns an diese Vereinbarung halten, ist Ehrensache. Dass Stefan Kuntz ein gewinnender Typ und gut fürs Image ist, ist unbestritten. Thomas Ernst geht seine Aufgabe natürlich mit seinem eigenen Stil an und er macht sie sehr gut. Wir alle sollten nicht zurück, sondern nach vorne blicken. Und was den Vergleich Koller - Neururer betrifft: Wer ist schon so wie Peter Neururer?"

"Sehen Sie es denn genauso, dass der VfL, seit Neururer und Kuntz weg sind, an Profil verloren hat?"

Altegoer: "Nein, denn Profil setzt sich aus vielen verschiedenen Dingen zusammen." "Wie erklären Sie es sich dann, dass zum ersten Heimspiel der Saison, wenn die Euphorie nach der Sommerpause eigentlich besonders groß sein sollte, gegen den VfL Wolfsburg gerade mal knapp 21.000 Fans ins Stadion kamen?"

Altegoer: "Richtig ist, dass diese Zahl enttäuschend ist. Vielleicht lag es daran, dass wir davor das Auswärtsspiel beim Karlsruher SC verloren haben. Außerdem bringt Wolfsburg kaum Zuschauer mit. Im Endeffekt ist der sportliche Erfolg maßgeblich für die Zuschauerzahl verantwortlich. Sämtliche anderen Faktoren stehen dahinter zurück."

"Spieler, Trainer und Verantwortliche des VfL gehen mit Kritik selten bis nie an die Öffentlichkeit. Gibt es Verschwiegenheitsklauseln in den Verträgen beim VfL?"

Altegoer: "Dass wir keine Jahrmarktschreier haben wollen, ist doch verständlich, oder? Dass Dinge grundsätzlich intern geregelt werden, ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Alles andere bringt nichts. Weniger Jahrmarktschreier würde ich mir übrigens auch in der aktuellen Schiedsrichter-Diskussion wünschen."

"Inwiefern?"

Altegoer: "An dem Runden Tisch, der am kommenden Montag stattfinden wird, sitzen zum Teil die Leute, die die meisten Probleme verursachen. Die Schiedsrichter werden von außen, von den Trainern und Managern, die dort sitzen, einfach zu heftig angegangen. Mein Vorschlag ist, rigoros jeden zu sanktionieren, der während der 90 Minuten oder in der Halbzeitpause das Schiedsrichtergespann angeht. Die dauernde Einflussnahme einiger Vertreter von außen soll offenbar Parteilichkeit erzeugen, und das kann natürlich nicht richtig sein."

"Sie sind 73 Jahre alt, seit 1978 VfL-Mitglied und seit 1980 in verantwortlicher Position tätig. Wie lange wollen Sie noch weitermachen?"

Altegoer: "Darüber habe ich noch keine Entscheidung getroffen. Und was soll schon passieren, wenn ich keine Funktion mehr ausübe? Dann wird auch weiter Fußball gespielt. Ich wurde 2007 für fünf weitere Jahre im Amt bestätigt und alles wird zu gegebener Zeit geregelt sein."

"Wo wird der VfL Bochum in fünf Jahren stehen?"

Altegoer: "In der ersten Liga."

"Und bis dahin wird weiterhin jede wichtig Entscheidung beim VfL Bochum über Ihren Schreibtisch gehen?"

Altegoer: "Falsch. Erstens ist der hauptamtliche Vorstand für das operative Geschäft verantwortlich und zweitens entscheidet der komplette Aufsichtsrat die Dinge, die laut Satzung zustimmungspflichtig sind. Ich entscheide nie allein."

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