Vor allem dank des überragenden Kevin Kuranyi haben die Gelsenkirchener eine überzeugende Antwort auf die teils harsche Kritik der vergangenen Wochen gegeben und wieder die Topplätze der Bundesliga im Visier.
"Das war eine gute Leistung, ich spüre eine gewisse Zufriedenheit", gab Fred Rutten zu. "Der KSC hatte nur ein, zwei Möglichkeiten, wir hätten hingegen zur Pause sogar höher führen können", bemängelte der Holländer lediglich die nicht optimale Chancenverwertung, sonst wäre die einseitige Partie schon nach 45 Minuten entschieden gewesen. "Wir haben eine starke Anfangsphase gezeigt und haben verdient 2:0 geführt. Es ist aber auch klar, dass man so ein Tempo nicht über 90 Minuten gehen kann", bestätigte Andreas Müller.
S04-Kapitän Marcelo Bordon legte den Schalter nach einem perfekten Zusammenspiel mit Kuranyi auf Auswärtssieg, der Rest lief dann fast von allein. "Das war erst mein zweiter Treffer mit rechts", wunderte sich der Brasilianer selbst ein wenig über seinen präzisen Abschluss mit dem "falschen Fuß." Kuranyi begnügte sich aber nicht mit der Rolle des Vorbereiters, sondern tauchte nur vier Minuten später fulminant aus seinem persönlichen Tief auf. "Kevin hat schon gegen Wolfsburg mit seinen zwei Toren aufsteigende Form gezeigt, diese hat er nun in den letzten Spielen bestätigt", hatte Müller nichts anderes von dem Schalker Torjäger erwartet. "Er muss jetzt versuchen, diese Form konstant zu halten. Viel wichtiger ist für mich aber, dass Kevin die ganze Situation weiter verarbeitet hat. Seine Körpersprache ist schon eine ganz andere und positivere als noch vor ein paar Wochen."
Jefferson Farfan besorgte in der 68. Minute den Endstand, als die Mannschaft es lediglich versäumte, nur noch zehn Badener richtig abzuschießen. "Anders als am Samstag sind wir diesmal für die Art und Weise belohnt worden, wie wir Fußball gespielt haben. Ich glaube nicht, dass viele Mannschaften 3:0 in Karlsruhe gewinnen werden", meinte Rutten. "Nach dem 0:0 gegen Bielefeld waren wir natürlich frustriert und angefressen. Deshalb wollten wir gegen Karlsruhe von Anfang an drauf gehen und ein frühes Tor machen", sah Jermaine Jones die gewählte Taktik voll aufgehen. "Wir haben unseren Rhythmus gefunden und gezeigt, dass wir ein Kandidat für ganz oben sind."
Deutlich schwieriger ist dennoch die Lage in Karlsruhe. Nach nunmehr vier Pleiten in Serie muss sich der KSC wohl auf den harten Klassenkampf einstellen. "Wir sind natürlich alles andere als zufrieden mit der Leistung und dem Ergebnis", gab Trainer Ede Becker zu. "Der Schlüssel für die Niederlage war die Anfangsphase des Spiels. Dort konnten wir nicht das umsetzen, was wir uns vorgenommen hatten. Wenn man eine Mannschaft wie Schalke Fußball spielen lässt, dann hat man keine Chance."
Welche Halbwertzeit die beeindruckende Vorstellung hat, wird schon in zwei Tagen zu beweisen sein. Schalkes Profis wissen, dass es im "Stadion der Freundschaft" keinen Schönheitspreis zu gewinnen gibt. "Wir müssen das Ergebnis schnell verarbeiten, denn am Samstag steht in Cottbus wieder ein schweres Auswärtsspiel an", hat Rutten keine Lust, sich auf den frischen Lorbeeren auszuruhen.