Denn die 93 Minuten zwischen Werder Bremen und Borussia Dortmund boten alles, was die Faszination dieses Sports ausmacht. Zwar trennten sich beide Teams am Ende mit 3:3 (0:0), Sieger gab es dennoch reichlich, auch wenn diese in erster Linie auf den ausverkauften Rängen zu finden waren.
„Die Schlussminuten haben beeindruckende Bilder geliefert“, bilanzierte BVB-Coach Jürgen Klopp, bevor er in die analytische Tiefe ging: „Von den Zahlen her war Bremen klar überlegen. Wir haben aber leidenschaftlich gekämpft. Bei einem 2:2 wäre ich nicht zufrieden gewesen, vier Minuten später war ich es.“
Der Ausfall von Tamas Hajnal, der mit einem Muskelfaserriss von der ungarischen Nationalmannschaft nach Dortmund zurückkehrte, zwang Klopp zum Umbau. Erstmals agierten seine Borussen mit dem vom früheren Mainzer favorisierten „Tannenbaum“-System. Der Plan sah vor, dass Nelson Valdez und Jakub „Kuba“ Blaszczykowski als hängende Angreifer Alex Frei in vorderster Front bedienen und dahinter Sebastian Kehl, Florian Kringe und Tinga für die defensive Absicherung sorgen. Und das klappte über weite Strecken speziell in der Rückwärtsbewegung ausgezeichnet. Über 75 Minuten stand die schwarz-gelbe Ordnung, und knüpfte den Werderanern häufig schon früh im Mittelfeld die Bälle ab.
„Wir haben den Ausfall von Tamas gut auffangen können. Es geht immer darum, ein System aufzustellen, in dem jeder der Spieler seine Fähigkeiten optimal abrufen kann. Das haben wir gegen Bremen versucht, und das war okay“, wollte Klopp aufgrund des geglückten Experiments dennoch nicht in Euphorie verfallen.
Dazu bestand auch kein Grund, denn es fehlte nicht viel, und die Borussia wäre als Verlierer vom Platz getrottet. Claudio Pizarro hatte die Bremer durch zwei späte Tore (88., 90.) mit 3:2 in Front gebracht. Alle Zeichen deuteten auf einen Heimsieg des SVW hin, der zuvor zwei Mal durch die Treffer von Alex Frei (59., Foulelfmeter) und Mats Hummels (72.) in Rückstand geraten war. Doch dann riss der eingewechselte Mohamed Zidan die Bremer mit seinem Tor in buchstäblich letzter Sekunde aus den Träumen (90.).
„Wir müssen uns in den Schlussminuten anders verhalten. Man muss die Qualität haben, um so ein Spiel am Ende auch zu gewinnen“, grantelte ein sichtlich angefressener Thomas Schaaf, „so etwas ist fahrlässig, wenn wir Punkte sammeln müssen.“
Für den BVB dagegen war es ein Punkt, mit dem man leben kann. Entsprechend positiv gestimmt bemerkte Klopp: „Wer sich über den Punkt nicht freut, ist geisteskrank. Wir haben am Ende die Ruhe bewahrt, und sind dafür belohnt worden.“ Die Borussia verlor durch das Unentschieden zwar einen Rang in der Tabelle, das Vertrauen in die eigene Stärke dürfte nach diesem Spiel allerdings gewachsen sein.