Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Mathias Schober für voraussichtlich die nächsten drei bis vier Wochen stürzte ein gewaltiges Medieninteresse auf den 19-Jährigen ein, dem Fährmann mit einem geschickten Abtauchmanöver aus dem Weg ging. Kein Statement zur Presse, weder am Dienstag nach dem U21-Länderspiel in Duisburg, das er wie sein Teamkollege Manuel Neuer lediglich als Beobachter verfolgte, noch am gestrigen Mittwoch, als sein Handy aus blieb.
Fährmann steht vor einer Reifeprüfung der besonderen Art. Er ist sicher gut beraten, wenn er in den Tagen vor dem heißen Derby nichts Falsches sagt. Es wird sein Debüt in der Bundesliga sein, nachdem er im Sommer den Kampf um die zwischenzeitliche Nummer eins im Schalker Kasten wie erwartet gegen Schober verloren hatte. Nun also die zweite Chance auf die Premiere in der höchsten deutschen Spielklasse, ausgerechnet in diesem Spiel.
Und krasser könnte der Gegensatz zwischen den äußeren Umständen seines letzten und des nächsten Einsatzes für die Königsblauen gar nicht sein. 860 Leute waren es am vergangenen Samstag in der PGW-Arena in Lotte, wo Fährmann die Null für den ersten Dreier der S04-Reserve in der Regionalliga hielt. Übermorgen stehen bei der Zuschauerzahl zwei Nullen hinten dran und angesichts der schwarz-gelben Wand auf der Südtribüne im Signal Iduna Park haben schon bei weitaus erfahreneren Torhütern die Hosenbeine geflattert. "Ralf Fährmann genießt mein Vertrauen. Ich sehe da überhaupt kein Problem", macht sich Trainer Fred Rutten keine Sorgen, dass Fährmann der Aufgabe nicht gewachsen sein könnte.
Dem Deutschen A-Junioren-Meister von 2006 wird gemeinhin großes Talent bescheinigt, da sind sich Torwarttrainer Oliver Reck, U19-Coach Norbert Elgert und Schalkes Keeper-Ausbilder Lothar Mattuschak einig. Die stabilsten Nerven hat "Ralle" aber nicht. In der Vorbereitung der Profis auf die neuen Saison leistete sich Fährmann einige Patzer, die letztlich den Ausschlag für den Routinier gegeben haben.
Nun darf sich Fährmann selbst gratulieren, dass er sich vor der Sommerpause für den Verbleib auf Schalke entschieden hatte. Der gebürtige Chemnitzer, der mit der früheren "Miss Sachsen" Henriette Hömke liiert ist, hatte kurzeitig überlegt, ein Angebot aus der zweiten oder dritten Liga anzunehmen. Fährmann zögerte eine Weile und nahm dann die Herausforderung in Gelsenkirchen an. Es hat sich gelohnt, am Samstag hat er seinen großen Tag.
Ein Blitz-Comeback von Manuel Neuer, der am heutigen Donnerstag erstmals nach über zwei Monaten Pause wieder mit der Mannschaft trainieren will, ist kein Thema.