Der 1. FC Union Berlin hat auf seine sportliche Krise reagiert und Trainer Bo Svensson freigestellt. Die Nachricht erreichte den 45 Jahre alten Dänen nach wettbewerbsübergreifend neun sieglosen Spielen und sechs Tage nach dem blamablen 1:4 in der Bundesliga gegen den SV Werder Bremen.
Wer die Köpenicker aus dem Negativstrudel herausführen soll, ist noch unklar. Eine Entscheidung, wer das Team interimsmäßig übernimmt, soll laut Clubangaben in den nächsten Tagen fallen. Auch drei weitere Teambetreuer müssen gehen.
„Nach eingehender Analyse des bisherigen Saisonverlaufs sind wir überzeugt, dass für eine Trendumkehr eine deutliche Veränderung notwendig ist. Wir haben uns daher entschieden, die Zusammenarbeit mit Bo Svensson, Babak Keyhanfar, Kristoffer Wichmann und Tijan Njie nicht fortzusetzen“, wird Geschäftsführer Profifußball Horst Heldt in der Mitteilung zitiert.
Svenssons Freistellung erfolgt unmittelbar vor richtungsweisenden Duellen. Nach der Winterpause geht es gegen die Keller-Konkurrenten aus Heidenheim und Augsburg.
Union Berlin überzeugt zu Saisonbeginn
Lange hatten die Eisernen um Svensson gebuhlt, bis er schließlich vor Saisonbeginn als absoluter Wunschkandidat verpflichtet werden konnte. Der Skandinavier übernahm damals eine verunsicherte Mannschaft, der nach dem Last-Minute-Klassenerhalt das Selbstvertrauen und die kollektive Geschlossenheit fehlte.
Die Berliner Verantwortlichen schienen mit ihrer Entscheidung ein goldrichtiges Händchen bewiesen zu haben. Die Offensivschwäche konnte zwar auch Svensson nicht ausmerzen. Dafür fand die Mannschaft unter dem Dänen ihre Defensivstärke und unbändigen Kampfgeist wieder.
Tabellenplatz vier nach dem achten Spieltag war der Lohn. Nach achtungsvollen Remis gegen Leipzig oder Frankfurt und Siegen gegen Dortmund träumten manche Fans sogar schon wieder von Europa. Die Alte Försterei wurde wieder eine Union-Festung, die erst Ende November von Bayer Leverkusen eingenommen werden konnte.
Einbruch nach Pokal-Debakel
Doch seit dem letzten Sieg am 20. Oktober gegen Aufsteiger Kiel lief nicht mehr viel zusammen. Auf das Pokal-Debakel bei Drittligist Arminia Bielefeld folgten Niederlagen gegen Wolfsburg oder Leverkusen. In Stuttgart verspielte die Mannschaft ein 2:0 (2:3) und gegen Schlusslicht Bochum reichte es trotz rund 80 Minuten in Überzahl nur zu einem 1:1.
Zu den Stürmern, die nicht trafen, kamen Abwehrspieler hinzu, die schlecht verteidigten. Von Woche zu Woche schwanden Mut und Selbstbewusstsein. Zu Saisonbeginn ging Svenssons Plan, alles auf defensive Stabilität zu setzen, noch auf. Inzwischen ist die Balance verloren gegangen und alles erinnert an die Horror-Saison im Vorjahr.