S04: Manager Müller im großen RS-Interview

"Meister wirst du nur von der Bank aus"

Falls das Verletzungspech weiter grassieren sollte: Ist ohne die sicheren Einnahmen in der Königsklasse Geld für Neuzugänge im Winter da?

Darüber haben wir noch nicht nachgedacht, das ist derzeit kein Thema. Der Trainer möchte jetzt erst einmal sehen, wie sich der Kader in der Vorrunde entwickelt, um dann möglicherweise noch das eine oder andere zu korrigieren. Jetzt schon über Veränderungen nachzudenken, ist aber viel zu früh.

In der vergangenen Winterpause haben Sie drei Spieler verpflichtet, die nach nunmehr neun Monaten auf Schalke als Fehleinkäufe abgestempelt werden. Was haben Sie bei Vicente Sanchez, Albert Streit und Zé Roberto sowie dem vor einem Jahr geholten Carlos Grossmüller falsch gemacht?

Ich bin ja jetzt schon ein paar Tage hier und weiß daher, dass auf Schalke Kritik schneller aufkommt als Lob. Damit kann ich leben, da bin ich auch gar nicht empfindlich. Aber gerade Sanchez ist eine absolute Bereicherung und zudem beim Publikum sehr beliebt. Wenn der reinkommt, dann passiert etwas auf dem Platz, das haben wir noch zuletzt gegen Bochum gesehen. Ich finde es auch genau richtig, wie Fred Rutten ihn gerade an die Mannschaft heranführt, er wird sicher bald Spiele von Anfang an machen. Der Konkurrenzkampf ist aber so groß, dass jeder Spieler, der momentan in der ersten Elf ist, noch eine Schippe drauflegt und diejenigen, die etwas hinten dran sind, richtig Druck aufbauen müssen. Meister wirst Du nur von der Bank aus!

Wann wird Ihrer Meinung nach bei Zé Roberto dieser Zeitpunkt gekommen sein? Wenn der Brasilianer schon mal am Training teilnehmen kann, dann hat er meist ein fröhliches Lächeln auf den Lippen, doch den Eindruck, dass er einem Mitspieler den Platz im Team streitig machen könnte, macht er nun wirklich nicht!

Zé hat leider einen großen Trainingsrückstand, und das eigentlich schon, seit er bei uns ist. Sein Fitnesszustand war im Dezember so, dass wir wussten, es würde bei ihm ein wenig länger dauern, bis er körperlich das Niveau in der Bundesliga erlangen könne. Dann kam wieder eine Verletzung nach der anderen. Im Sommer hat er fast die komplette Vorbereitung absolvieren können, aber zuletzt war er aus privaten Gründen wieder zehn Tage weg. Nun ist er hoffentlich bald körperlich voll auf der Höhe und kann richtig angreifen. Was der Junge draufhat, weiß man in Brasilien nur zu gut. Er hat in seiner Heimat einen sehr guten Ruf. Dort würde er von vielen Vereinen umworben werden.

Ist auch Albert Streit ein Kandidat, der bei einem anderen Verein besser aufgehoben wäre? Moment, ich rede hier überhaupt nicht vom Verkaufen. Bei Albert hängt gerade die Kinnlade runter, weil er nicht so zum Zuge kommt, wie er sich das vorstellt. Er hat sich Jahre lag keine Gedanken machen müssen, ob er aufläuft, aber hier auf Schalke haben wir eine andere Konkurrenzsituation als in Köln und Frankfurt und eben auch andere Ambitionen. Dass er zuletzt in der zweiten Mannschaft gespielt hat, hat er vielleicht als Strafe empfunden, aber dem ist nicht so. Auch Manuel Neuer wird vielleicht erst ein Spiel in der Reserve machen, bevor er oben wieder ins Tor zurückkehrt.

Fred Rutten kommuniziert viel mit den Spielern. Warum sind Sie davon überzeugt, dass seine Worte immer bei den Spielern ankommen?

Weil er eine hohe Akzeptanz bei den Jungs hat. Er versucht den Jungs immer zu erklären, warum sie gerade nicht dabei sind.

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