Manchmal kommt es anders als man denkt. Wer Andreas Luthe, Torwart des VfL Bochum, vor einer Woche gesagt hätte, dass er noch zwei Spiele für den VfL bestreiten darf oder muss, er hätte es wohl kaum für möglich gehalten.
Nun ist die Situation aber eingetreten. Denn der VfL verspielte bei Werder Bremen den direkten Klassenerhalt. Und zu Beginn der Woche wurde Manuel Riemann für die beiden Partien am Donnerstag und Montag gegen Fortuna Düsseldorf aus dem Kader gestrichen.
Luthe betonte in einer Medienrunde vor dem ersten Relegationsspiel: "Für mich war es gar nicht das Thema, dass ich nochmal spiele. Ich habe gegen Leipzig mein Spiel gemacht, daher war das im Vorfeld kein großes Thema, nochmal einen Einsatz zum Abschied zu bekommen. Ich wollte nur in der Liga bleiben. Das wäre der ideale Abschied gewesen."
Den er noch bekommen kann, denn die Bochumer können mit einem Erfolg in der Relegation alles selber klären. Luthe kennt die Relegation, 2011 war er mit dem VfL als Zweitligist der Underdog. Nach einem dramatischen Verlauf scheiterten er und der VfL damals an Gladbach.
Nun ist die Situation umgekehrt und Bochum ist der Erstligist, wobei Luthe eine hohe Meinung von der Fortuna hat: "Die Fortuna hat eine sehr ordentliche und mutige Truppe. Sie sind variabel, offensiv stark. Aber wir haben auch unsere Qualitäten."
Wo ganz sicher der Teamgeist zu nennen ist. Den sollte man auch erkennen nach der Suspendierung von Riemann. Luthe erklärt: "Ich finde es vorbildlich, wie die Mannschaft damit umgeht, dass Manuel nicht dabei ist. Ich spüre keine Unruhe, auch wenn wir uns nach der Nachricht kurz sammeln mussten. Aber nun spüre ich Vorfreude auf die zwei Begegnungen. Wir mussten nach Bremen zwar schlucken, aber seit dem Start in das Training war die Stimmung positiv."
Und klar ist auch: Mit Luthe im Kasten hat der VfL beim Thema Erfahrung keine Probleme. Auch wenn der Routinier zuletzt selten im Tor stand, er macht sich keine Gedanken, dass fehlende Praxis ein Problem wird. "Keine Spielpraxis spielt bei mir keine Rolle. Ich bin seit 16 Jahren dabei, ich werde die Partie auf meine Art gestalten, ich bin nicht Manuel. Ich bin auf jedem Fall in einem guten Zustand."
Manuel ist ein wichtiger Teil der Mannschaft. Wir sind uns einig, dass wir ihn lieber im Tor gesehen hätten. Das sehen wir alle so
Andreas Luthe
Und Luthe gibt sich im Vorfeld der 180 Minuten selbstlos, denn er weiß, wie seine Position eigentlich aussieht: "Ich wurde dazu genommen für den Fall der Fälle. Nun ist der Fall so extrem, davon bin ich nicht ausgegangen. Aber das ist mein Job, das ist mein Verein und ich werde nun alles dafür tun, dass der VfL in der Liga bleibt."
Wobei er unumwunden zugibt, dass er lieber mit Riemann in diese Spiele gegangen wäre: "Manuel ist ein wichtiger Teil der Mannschaft. Wir sind uns einig, dass wir ihn lieber im Tor gesehen hätten. Das sehen wir alle so. Aber ich kann die Situation grundsätzlich auch nachvollziehen. Es lag nicht in unseren Händen. Ich bin immer ein Freund davon, dass man aufeinander zugeht. Manchmal gibt es Situationen, mit denen man aber umgehen muss, das werden wir schaffen. Daher geht der Blick nach vorne."