Es gab wohl nicht viele Pfiffe, die Heiko Butscher so sehr herbeigesehnt hat wie den an diesem Freitagabend. Es war der Schlusspfiff gegen die TSG Hoffenheim, der VfL Bochum hatte an der Castroper Straße ein 3:2 über die Zeit gebracht - der erste Dreier seit dem 3:2-Erfolg über Bayern München im Februar.
Entsprechend groß die Erleichterung nach dem Heimerfolg über die TSG. "Ich ziehe den Hut vor der Mannschaft, nach acht sieglosen Spielen in dieses Spiel zu gehen und genau diese Attribute einzusetzen, die wir uns vorgestellt haben", freute sich der VfL-Coach. "Wir wollten die Hoffenheimer wirklich sehr früh unter Druck setzen, unter Stress halten und in die Zweikämpfe bekommen."
Das gelang außergewöhnlich gut, der VfL feuerte 36 Torschüsse ab, die TSG brachte es bis Spielende auf zehn. Butscher: "Ich bin sehr stolz auf die Jungs, auch wenn ich auf die Statistik schaue. Wie viele Schüsse und Flanken wir gebracht haben - das ist genau das, was uns ausmacht und das haben wir komplett auf den Platz gebracht."
Und doch hieß es nach knapp 80 Minuten Überlegenheit und 3:0-Führung noch einmal Zittern. "Dass es am Schluss eng wird, ist auch dem Druck geschuldet. Man fängt an zu überlegen, nachzudenken und da werden die Beine schwer, wenn du so viele Nackenschläge hattest und in den letzten Minuten Spiele hergegeben hast. Es ist ein absoluter Fight gewesen", erklärte Butscher. Doch diesmal brachte der VfL die Führung über die Zeit. "Gott sei Dank hat es gereicht, das gibt uns sehr viel Selbstvertrauen, ohne das du wenig Spiele gewinnen kannst."
Jetzt kann man sich einen Tag feiern lassen und dann geht es aufs Neue los. Wir bleiben scharf und fokussiert.
Heiko Butscher
Jetzt darf der VfL im Abstiegskampf nicht nachlassen - zuvor soll der Sieg aber auch gefeiert werden. "Als Fußballer willst du gewinnen. Und das Gefühl, was du danach hast, dauert ein paar Stunden, weil es einfach das Größte ist, etwas erreicht zu haben als Team. Das Gefühl wird nachlassen, und dann hoffe ich, dass die 'Sucht' einfach groß ist, das wieder zu erreichen", erläuterte der 43-Jährige. "Das werde ich der Mannschaft mitgeben, jetzt kann man sich einen Tag feiern lassen und dann geht es aufs Neue los. Wir bleiben scharf und fokussiert."
Der Blick des Trainers geht schnell in Richtung der kommenden Aufgaben. Denn "es ist noch überhaupt nichts passiert, wir haben nur drei Punkte geholt. Wir müssen weiter mit Leidenschaft alles reinbringen. Auswärts hatten wir bisher immer größere Probleme, das auf den Platz zu bringen", blickt Butscher auf das nächste Gastspiel der Bochumer an der Alten Försterei am kommenden Sonntag (5. Mai, 15.30 Uhr). "Das versuchen wir bei Union Berlin."
Sein Gegenüber Pellegrino Matarazzo sah ebenfalls einen verdienten VfL-Sieg: "Bochum war überlegen und mit dem Freistoß zum 1:0 war das Momentum stark auf Bochums Seite. Wir haben uns sehr schwergetan, uns aus unserer Hälfte zu befreien. Der hohe Druck hat zu falschen Entscheidungen geführt. Das 2:0 vor der Pause tut weh. In der Schlussphase haben wir gezeigt, was wir wollten, aber leider hat es nicht für mehr gereicht." mit gp