Wieder einmal hatte Borussia Dortmund am Samstagabend bei Bayern München verloren. Zumindest erweckte Julian Brandt diesen Eindruck, als er bei den Reportern stehen blieb und mit einem auffallend neutralen Gesichtsausdruck über das Spiel sprach, das der BVB doch in Wahrheit mit 2:0 (1:0) gewonnen hatte. Und dabei nach zehn Jahren auch noch eine Negativ-Serie endlich beendet hat.
„Das hat der Coach auch schon bisschen bemängelt, aber ich komme aus dem Norden, wir freuen uns immer eher nach innen“, sagte Brandt und hatte da schon ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Der 27-Jährige hatte allen Grund dazu. Denn der BVB spielte mutig und dominant in der Allianz Arena, er verteidigte leidenschaftlich, er vermied einen frühen Rückstand und setzte entscheidende Konter. Und er profitierte von einem erschreckend lustlosen FC Bayern.
Brandt: „Viele hatten schon ein gutes Gefühl“
„Als wir hier hingereist sind, hatten viele schon ein gutes Gefühl“, meinte Brandt. Was aber nicht mit besonderen Maßnahmen im Vorfeld zutun gehabt hatte. „Wir haben nicht alle zusammen im Kreis getanzt und haben uns motiviert, sondern sind das Spiel ganz normal angegangen mit der Schwierigkeit, dass wir nur einmal zusammen mit allen trainieren konnten. Da kann ich euch leider keine geile Anekdote mitgeben“, gestand Brandt. Nun lachte er schon fast.
Die Stimmung, die war sichtlich gelöst beim BVB. Nicht nur bei Brandt, auch bei Trainer Edin Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl. Gegen die Münchener gelang nun schon der fünfte Pflichtspiel-Sieg in Serie, drei Punkte, „die ehrlichgesagt nicht eingeplant waren, aber an denen wir hart gearbeitet haben und die die Mannschaft sich sehr verdient hat“, sagte Kehl über den perfekten Start nach der Länderspielpause.
Straffes BVB-Programm im April
Die Dortmunder bauten ihren Vorsprung auf RB Leipzig und Platz fünf auf drei Zähler aus, ein immens wichtiger Schritt in Richtung Minimalziel Champions-League-Qualifikation. So soll es weitergehen. „Wir arbeiten uns in einen richtigen Flow, haben wieder kein Gegentor kassiert, waren sehr stabil. Das zeigt, dass wir noch ein bisschen was vorhaben“, meinte Kehl.
Coach Terzic sah es ähnlich. Eine „gewisse Art von Zufriedenheit“ gebe es nach dem Sieg in München, „aber das muss noch mehr Hunger in uns wecken, weil wir wissen, dass nun extrem wichtige Wochen und Spiele für uns anstehen.“ Neben den Bundesliga-Spitzenspielen am kommenden Samstag gegen den VfB Stuttgart (18.30 Uhr/Sky) und zwei Wochen später gegen Tabellenführer Bayer Leverkusen und bei RB Leipzig trifft der BVB noch im Champions-League-Viertelfinale auf Atlético Madrid.
Der Erfolg bei den Bayern gab dafür neue Zuversicht. „Wenn wir das in allen Bereichen zur Gewohnheit machen, wird es für alle Mannschaften der Welt schwierig, gegen uns zu spielen“, sagte Terzic und kündigte an: „Wir sehen es als Verantwortung, genau so weiterzumachen.“