An klaren Worten mangelte es den Profis des FC Bayern nicht. Nationalspieler Joshua Kimmich übte harte Kritik an sich und seinen Teamkollegen nach dem fürchterlichen Auftritt des deutschen Serienmeister bei der 0:2 (0:1)-Heimniederlage gegen den früheren Lieblingsgegner Borussia Dortmund. „Völlig frustrierend, völlig unerklärlich“, sagte er.
„Gegen den BVB brauchst du eigentlich keinen, der dich motiviert, da musst von selbst rennen schon einen Tag vorher. Das haben wir überhaupt nicht gezeigt.“ In der zweiten Halbzeit habe man „quasi das Gefühl gehabt, es geht um nichts, es ist ein Freundschaftsspiel“, fügte der Nationalspieler an. „Unabhängig von der Tabellensituation darf uns das nie und nimmer passieren - und erst recht nicht in einem Heimspiel gegen Dortmund. Ich frage mich, wie wir in so einem Spiel so eine Einstellung an den Tag legen können.“
Leroy Sané könnte sich nach diesem Spiel angesprochen fühlen. Seine auffälligste Szene hatte der 28-Jährige bei seiner Auswechslung in der 63. Minute. Ironisch lächelnd und kopfschüttelnd schlich der Bayern-Star vom Platz, als seine Nummer auf der Anzeigetafel aufleuchtete. Wütende verschüttete er anschließend Wasser aus seiner Trinkflasche. Das sei ok, meinte Trainer Thomas Tuchel, als er nach dem Spiel auf die Reaktionen Sanés angesprochen wurde.
Der ehemalige Schalker fehlte bei den überzeugten Spielen der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich und die Niederlande aufgrund einer Rotsperre. In seiner Abwesenheit glänzten Leverkusens Florian Wirtz und sein Teamkollege Jamal Musiala. Wer im Topspiel gegen den BVB eine Reaktion von Sané erwartete hatte, wurde bitte enttäuscht. Nach ordentlichen zehn Minuten stellte der Bayern-Star das Fußballspielen ein und zeigte einen auffallend lustlosen Auftritt, mit dem er sich bei Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht empfehlen konnte.
Sein Trainer Thomas Tuchel wollte im Sky-Interview nicht weiter auf Sanés Leistung eingehen. Er hatte nach dem 0:2 gegen den BVB genug andere Baustellen. Den Meistertitel hakte er schon ab. Tuchel hat Tabellenführer Bayer Leverkusen nach dem eigenen 0:2 vorzeitig zur Meisterschaft gratuliert. „Ja, selbstverständlich“ und „klar, ja, natürlich“, antwortete Tuchel beim Sender Sky auf die Frage, ob die Saison in der Fußball-Bundesliga entschieden sei. „Nach dem Spiel heute brauchen wir nichts erzählen. (...) Glückwunsch nach Leverkusen.“
Die Bayern haben bei noch sieben ausstehenden Partien 13 Punkte Rückstand auf Leverkusen, Bayer hatte am Nachmittag mit 2:1 gegen die TSG Hoffenheim gewonnen. „Es ist schwer zu erklären und natürlich absolut zu wenig“, sagte Tuchel über die Niederlage im deutschen Fußball-Klassiker gegen den BVB. „Es ist offensichtlich extrem schwer für uns, mit dem richtigen Biss, mit der richtigen Leidenschaft Spiele anzugehen.“