54 Jahre alt ist Dariusz Wosz nun. Der Mittelfeldspieler hat für den VfL Bochum einst im Uefa-Cup gezaubert. Natürlich ist der heutige Leiter der VfL-Fußballschule mit von der Partie, als zum 175-jährigen Bestehen des VfL Bochum 1848 das Spiel der Legenden gegen eine Ü40-Stadtauswahl angepfiffen wird. Und eigentlich ja wie immer, sagte sein alter und nun Jubiläumsspiel-Trainer Peter Neururer, war Wosz der „Man of the Match. Der ist topfit.“
Offiziell 3848 Fans waren im Ruhrstadion bei freiem Eintritt nach dem ganztägigen Familienfest auf dem gesamten Stadion- und Trainingsgelände des VfL dabei. Die Zahl passte in etwa und in jedem Fall zum Jubiläum des VfL Bochum 1848, sagen wir: Vielleicht waren es auch 3849 Fans. Sie schnalzten immer mal wieder mit der Zunge, wenn Wosz den Ball streichelte. Wie vor dem 2:0, als der auch bei gefühlten 40 Grad geradezu unermüdliche Techniker den Ball mit einem Geistesblitz auf Sebastian Westerhoff legte, der aus kurzer Distanz zum 2:0 abschloss. Zuvor hatte der spätere Doppelpacker Giovanni Federico in Folge eines von Wosz initiierten Angriffs trocken das 1:0 erzielt.
VfL-Legende Wosz: "Es hat richtig Spaß gemacht"
„Trainieren, trainieren, trainieren“, sagte „Woschi“ hinterher lachend zu seiner Fitness. „Das Wichtigste ist, dass ich viele mal wieder gesehen habe wie Tomasz Waldoch oder Georgi Donkov. Es hat richtig Spaß gemacht, mit ihnen und all den anderen alten Kollegen hier Fußball zu spielen“, so der Techniker, der seine Ehrenrunde vor der am besten besuchten Südtribüne sichtlich genoss.
Das Ergebnis? Nebensache, natürlich, auch wenn Michael Ata Lameck, die Legende schlechthin des VfL und Teamchef der Traditionsmannschaft, im Vorfeld grinsend klargestellt hatte, dass Verlieren keine Option sei. Wobei die von Axel Sundermann, auch ein Mann mit VfL-Profivergangenheit und derzeit Trainer des FC Altenbochum, zusammengestellte und gecoachte Stadtauswahl ihre Chancen hatte etwa über Dino Degenhard oder Andreas Kluy.
Neururer, Zumdick und Lameck als Trainer-Trio
Peter Neururer und Ralf „Katze“ Zumdick, die mit Lameck das Trainer-Trio der Legenden bildeten, waren während der Partie und hinterher jedenfalls bestens aufgelegt. „Peter war etwas aufgeregt“, scherzte Zumdick, und Neururer meinte: „Bei einer Niederlage hätte ich das auf meine Kappe genommen. So ist es der Sieg von Katze und Ata“. Seine Analyse mit Augenzwinkern: „Unsere Jungs wähnten sich auf Champions League-Niveau und haben solche Pässe auch schonmal gespielt. Sie haben aber vergessen, dass ihre Mitspieler doch etwas älter geworden sind…“
Thomas Ernst, Polat Keser, Michael Bemben, Heiko Butscher, Patrick Fabian, Frank Heinemann, Tomasz Waldoch, Martin Meichelbeck, Peter Közle, Dariusz Wosz, Peter Peschel, Norbert Hofmann, Karsten Hutwelker, Engin Yavuzaslan, Giovanni Federico, Tomasz Zdebel, Delorn Buckley, Vahid Hashemian, Gerogi Donkov, Sebastian Westerhoff.
Trainer/Co-Trainer: Peter Neururer, Michael Ata Lameck, Ralf Zumdick
Verwirrt zu sein schien die Stadtauswahl indes nicht, dass beim VfL gleich drei Spieler die Rückennummer fünf trugen, Heiko Butscher, Frank Heinemann und Tomasz Waldoch. Die 19 gehörte Patrick Fabian, der heutige Sport-Geschäftsführer half kurzfristig aus. Solide als Abwehrbrocken, darf man sagen.
Buckley aus Südafrika nach Bochum gereist
Das vermeintliche 1:0 erzielte der Mann, der vor dem Anpfiff den größten Applaus erhielt: Delron Buckley war eigens aus Südafrika angereist. Doch der Schiedsrichter-Assistent gönnte ihm das Tor nicht – Abseits. So viel Ernst muss eben sein.
Aber vor allem: Spaß. Auch dank Wosz. Der Spielmacher erhöhte nach Doppelpass mit Westerhoff und mal komplett aufgelöster Abwehrkette des Stadtteams mit Genuss auf 3:0 (37.). Neururer, der einstige Aufstiegsmacher, Europacup-Coach und Tanzbär vor der Ostkurve, sah es mittlerweile im Schatten mit seinen Kollegen Ata Lameck und „Katze“ Zumdick. Schließlich stand am Abend noch die große Gala zum runden Geburtstag des Klubs an, ein Sonnenbrand muss da nicht sein.
Schwindende Kräfte bei Ex-Profis des VfL Bochum
Die Torwart- und Trainerlegenden sahen das 1:3 von Alex Schreier, ja: Die Kräfte schwanden bei den Ex-Profis, nicht alle sind eben noch so austrainiert und flott unterwegs wie „Woschi“. Die Stadt-Elf prüfte Torwart Polat Keser, und erneut Schreier, der Sohn von Bochums Ex-Profi Christian Schreier, köpfte das 2:3 (48.) für die Fußballer Sundermanns.
Doch es gab ja noch Wosz: Nach perfekter Vorlage von der Zaubermaus vollstreckte sein einst kongenialer Mitspieler Peter Peschel zum 4:2 (56.), Federico packte noch einen drauf zum 5:2 (57.). Kurz darauf war die 2x30-Minuten-Partie beendet.
In einer Woche wird es wieder deutlich lauter und voller im Ruhrstadion. Dann spielen die Profis um Anthony Losilla, der sich die Partie selbst ansah im Ruhrstadion, gegen Eintracht Frankfurt. „In 15 Jahren, wenn er seine Karriere beendet hat“, so der altbewährt launige Stadionsprecher Michael Wurst, streift sich der VfL-Kapitän gewiss selbst ein VfL-Legenden-Trikot über. Jetzt geht es für ihn um Bundesliga-Punkte, und vielleicht ist der Auftritt der aktuellen Legenden ja ein gutes Omen. Sie spielten im Sondertrikot zum 175-Jährigen, das auch die Bundesliga-Profis gegen Frankfurt tragen werden. Gegen ein 5:2 hätte sicherlich niemand etwas einzuwenden.