Borussia Dortmund kann am Samstag Meister werden, der FC Bayern die Saison nur als Zweiter beenden. Feiern würde im Stadion und tags darauf am Borsigplatz wohl auch Matthias Sammer, der frühere Meisterspieler, -trainer und heutige Externe Berater des BVB. Doch so sehr die Dortmunder Meisterschaft nicht nur im Klub und bei den Fans herbeigesehnt wird - sie könnte auch dafür sorgen, dass der FC Bayern stärker denn je zurückkommt. Wie 2012, als der BVB den Titel feierte - und der FC Bayern im Folgejahr nicht nur das Tripple gewann, sondern die Meisterschaft gleich zehnmal feierte.
Sammer, einst auch als Bayern-Sportvorstand arbeitend, hob nun hervor, wie wichtig das titellose Jahr 2012 für die Entwicklung seines ehemaligen Münchener Klubs gewesen ist. „Auch wenn es traurig und schmerzhaft war, war es wichtig für den FC Bayern, 2012 zu verlieren – um dann alles in die richtigen Bahnen zu lenken“, sagte Sammer in einem Interview von Münchner Merkur und tz anlässlich des zehnten Jahrestags des Münchner Triples 2013.
„Die Ehre der Bayern war verletzt, das habe ich schon bei den ersten Gesprächen mit Uli (Hoeneß) gemerkt. Es herrschte eine große Unsicherheit, alle Stellen wurden hinterfragt. Für die Wahnsinnsentwicklung, die der FC Bayern danach und bis heute genommen hat, war der Sieg weniger wichtig als die Niederlage“, führte Sammer aus.
Die Münchener hatten 2012 nicht nur das Finale der Champions League in der eigenen Arena gegen den FC Chelsea, sondern auch das Endspiel in Berlin um den DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund verloren. In der Bundesliga wurden sie nur Zweiter hinter dem BVB.
„Ich habe sofort gemerkt, wie sehr dieses Vize-Jahr Uli und Karl-Heinz (Rummenigge) ins Mark getroffen hatte“, berichtete Sammer, der aktuell BVB-Berater ist. „Damals wurden Entscheidungen getroffen und vorgelebt, was jeder wusste: Es gibt keine Ausreden mehr! Jupp (Heynckes) hat das als Trainer perfekt beeinflusst und moderiert, so ist das alles gewachsen. Am Ende war das Finale in London eigentlich nur ein Produkt dieser Entwicklung.“ Die Münchner gewannen das Endspiel im Londoner Wembleystadion gegen Dortmund mit 2:1.
Der Sieg habe eine „sehr weitreichende“ Bedeutung gehabt, sagte der frühere Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge der „Abendzeitung“ in München. „Dortmund befand sich zu dem Zeitpunkt auf Augenhöhe, Jürgen Klopp hatte eine gute Mannschaft geformt und den Verein insgesamt auf ein neues Level gehoben. Dementsprechend war der Sieg sehr wichtig“, sagte Rummenigge. „Aber eigentlich müssen wir ein Jahr früher anfangen. Denn der Triumph in Wembley war ja – am Ende des Tages – auch eine Konsequenz aus unserem verlorenen Finale dahoam. Das hat uns auf dem Transfermarkt hoch motiviert (…). Alles in allem begann 2012, im Jahr der schlimmsten aller Niederlagen, auch gleichzeitig die erfolgreichste Dekade der Vereinsgeschichte.“
BVB: Fernduell mit Bayern um die Meisterschaft
Sammer war im Sommer 2012 nach der titellosen Saison verpflichtet worden. Sportdirektor Christian Nerlinger musste gehen. Für die damalige Münchner Rekordablöse von 40 Millionen Euro wurde zudem Javi Martínez verpflichtet. Auch in diesem Jahr droht den Münchnern erstmals seitdem wieder ein Jahr ohne Titel.
Nach dem Viertelfinal-Aus im DFB-Pokal und in der Champions League geht der FC Bayern den letzten Spieltag als Tabellenzweiter an. In der Tabelle belegen die Münchner mit einem Rückstand von zwei Punkten Platz zwei hinter dem BVB. Die Dortmunder empfangen am letzten Spieltag den FSV Mainz 05, der FC Bayern tritt beim 1. FC Köln an.