Die Profis von Hertha BSC hockten niedergeschlagen auf dem Boden, Trainer Pal Dardai tröstete jeden einzelnen seiner Schützlinge: Die Alte Dame muss den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten.
Gegen den VfL Bochum reichte es durch Keven Schlotterbecks Gegentor (90.+4) nur zu einem 1:1 (0:0) - das war zu wenig, um noch das Fußball-Wunder zu schaffen. Der siebte Bundesliga-Abstieg der Klub-Geschichte ist besiegelt.
„Wir sind nicht heute abgestiegen. Heute müssen wir uns nicht für die Leistung schämen“, sagte Dardai bei Sky, „wir hatten fünf oder sechs Konterchancen, wir mussten noch mehr Tore machen. Am Ende passieren solche Gegentore. Wir haben ein gutes Spiel gemacht.“
Lucas Tousart (63.) hatte Hertha in Führung gebracht, Schlotterbeck schoss Hertha dann in die 2. Liga. „Man kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen, der Abstieg ist nicht heute passiert“, ergänzte Kevin-Prince Boateng und mit Tränen in den Augen sagte: „Es ist einfach nur bitter, ich liebe den Verein.“
Letztmals hatte Hertha in der Saison 2011/12 den Gang in die Zweitklassigkeit antreten müssen. In der Vorsaison hatte sich die Alte Dame erst in der Relegation gerettet. Mit 26 Punkten ist auch der 16. Platz ein Spiel vor Saisonende nicht mehr zu erreichen. Bochum hat den Klassenerhalt noch nicht sicher. Die Bochumer Spieler ließen sich trotzdem von ihren Anhängern frenetisch feiern.
Der Abstieg verschärft die großen strukturellen Probleme der Hertha. Aufgrund der bedrohlichen Finanzlage ist aktuell die Lizenz in Gefahr. Bis zum 7. Juni muss der Verein bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Finanzierung für die kommende Saison nachweisen.
Hertha begann mit der richtigen Körpersprache und ging hart in die Zweikämpfe. Die Abstimmung war im Duell der zweitschwächsten Defensiven der Liga aber ausbaufähig. VfL-Angreifer Philipp Hofmann kam aus elf Metern unbedrängt zum Kopfball - sein Abschluss verfehlte das Tor von Oliver Christensen nur knapp (5.).
Die Berliner wurden in der Folge zunächst stabiler und verlagerten das Spiel verstärkt in die gegnerische Hälfte. Ein erster Abschluss von Tousart (14.) war harmlos, kurz darauf brach jedoch Jubel im mit 70.692 Zuschauern gut besuchten Olympiastadion aus.
Dodi Lukebakio traf nach einem Konter zum 1:0 (17.). Das Tor wurde von Schiedsrichter Felix Brych wegen eines vorangegangenen Foulspiels aber zu Recht annulliert. Herthas Stevan Jovetic hatte Ivan Ordets am Trikot gezogen und zu Fall gebracht.
Der verwehrte Befreiungsschlag brachte Hertha aus dem Konzept. Die Ordnung in einer sehr intensiven Begegnung ging zunehmend verloren. Bochum nutzte die Räume und kam zu Großchancen. Takuma Asano (30.) scheiterte am starken Christensen, kurz darauf hatte Philipp Förster (34.) die Führung auf dem Fuß. Im Gegenzug verpasste Lukebakio (39.) die Führung aus spitzem Winkel.
Nach der Pause blieb das Spiel äußerst intensiv. Die zum Siegen verdammte Hertha verstärkte nach ihre Offensivbemühungen, auch Bochum wollte den Sieg. Tousart sorgte per Kopf nach einer Ecke für kollektive Erleichterung. Christensen ließ Berlin mit einer weiteren starken Parade gegen Asano (68.) durchatmen. Das Happy End für die Alte Dame blieb trotzdem aus.