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Explosive Bayern-Debatten
Kahn im Visier - Hoeneß' Kabinenbesuch

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Explosive Bayern-Debatten: Kahn im Visier - Hoeneß' Kabinenbesuch
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Bayern-Boss Kahn muss sich nach dem nächsten Titel-K.o. Debatten über Führungskurs und Kaderplanung stellen. Der Aufsichtsrat signalisiert Grünes Licht für einen Rekordtransfer.

Oliver Kahn hatte seine brisante Agenda zu Führungskurs, Trainerbeben und der unausweichlichen Neuner-Debatte gerade zerknirscht abgehandelt, als Triumphator Erling Haaland wie ein Sinnbild für die Bayern-Krise förmlich aus der Allianz Arena schwebte. Der von immensen Drucksituationen gestählte einstige Torwart-„Titan“Kahn versprach nach dem nächsten Titel-K.o bei aller Sehnsucht nach einem Stürmerstar à la Haaland mit ruhigen Worten eine selbstkritische Analyse der Münchner Misere, in der nun er besonders ins Visier rückt.

„Jetzt versuchen wir, deutscher Meister zu werden. Und dann werden wir sicherlich in uns gehen. Dann werden wir uns viele, viele Fragen stellen“, sagte Kahn nach dem 0:3 und 1:1 gegen Manchester City und dem nächsten ernüchternden Aus im Champions-League-Viertelfinale, dem dritten nacheinander seit dem letzten Titelgewinn 2020. Das ansehnliche, aber ohne Tor-Punch erkämpfte Unentschieden im Rückspiel war am Mittwochabend zu wenig. Wunden statt Wunder. International entfernen sich die Bayern von Teams wie Man City, das sich nun im Halbfinale wieder mit Titelverteidiger Real Madrid messen kann.

Einen Monat nach dem verblüffenden Trainertausch von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel droht dem ruhmreichen Club mit dem teuersten Kader seiner Historie die erste titellose Saison seit 2012. Das würde vom mächtigen Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß, der in der deprimierenden Königsklassen-Nacht einen seiner selten gewordenen Kabinenbesuche abhielt, kaum geduldet werden. Bei der angekündigten Saison-Bewertung wird das Wort des Vereinspatrons vom Tegernsee ein ungleich bedeutsameres Gewicht haben als etwa das große Banner in der Fankurve. „Ziele dürfen verfehlt werden - Werte des Vereins nicht! Führungspolitik hinterfragen!“, lautete die Botschaft an Kahn und Hasan Salihamidzic.

Seit Kahn (53) im Sommer 2021 als neuer CEO den langjährigen Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge abgelöst hat, ist die Titelbilanz nicht mehr Bayern-like. Deutscher Meister im ersten Jahr, maximal nationaler Champion in dieser Saison. „Ich habe 14 Jahre hier gespielt. Ich weiß, wie das hier ist, wenn Ziele nicht erreicht werden. Dann kommt einfach Kritik hoch“, konstatierte Kahn. Aufgeheizt wurde die brisante Lage durch einen Tweet des norwegischen TV-Experten und Ex-Nationalspielers Jan Aage Fjörtoft, der Spekulationen über die Kahn-Zukunft befeuerte. Dessen Ablösung sei „eine Frage der Zeit“, raunte Fjörtoft.

Das von Kahn zu verantwortende Trainer-Experiment mit dem für eine Rekordablöse verpflichteten Nagelsmann scheiterte. Der Erfolg unter dem in der Schlussphase mit Gelb-Rot auf die Tribüne geschickten Tuchel stellt sich zumindest kurzfristig nicht ein. Als die Bosse den Trainerwechsel vornahmen, waren noch drei Titel drin. „Wir sind total überzeugt, dass wir mit Thomas Tuchel früher oder später wieder dort sind, wo wir alle hinwollen, nämlich ganz nach oben - auch in Europa“, sagte Kahn. Und basta!

Doch hat der aktuelle Kader die (Königs-)Klasse? Auf den ersten Blick und gemessen an der spielerischen Leistung in 180 Minuten gegen City: Ja. Doch folgenschwere individuelle Fehler wie die von Dayot Upamecano in Hin- und Rückspiel und fehlende Tor-Power sprechen ein anderes Urteil. An die Qualität des Ensembles von Starcoach Pep Guardiola, der bei seiner München-Rückkehr mit großer Entourage durch die Stadionkatakomben marschierte, reicht die der Münchner nicht heran. Ein Elfmetertor von Joshua Kimmich als einziger Treffer in 180 Minuten ist entlarvend. Was wäre drin gewesen, wenn noch ein Robert Lewandowski auf dem Rasen gestanden hätte? Oder Citys Führungstorschütze Haaland das Bayern-Trikot tragen würde?

„Wir haben im Vorfeld der Saison alles versucht, die Neun nachzubesetzen, auch mit einer Neun, die wir ja heute gesehen haben, nur leider nicht bei uns“, bemerkte Kahn zu Haaland, den mit 22 Jahren derzeit treffsichersten Stürmer Europas. „Wie viele Neuner gibt es auf dem Niveau von Robert Lewandowski? Da gibt es nicht viele“, sagte Kahn: „Und wenn, ist das in Preisregionen, die extrem hoch sind.“

Das „nötige Kleingeld“ habe beim vom BVB für 75 Millionen Euro und ein Mega-Gehalt nach England gewechselten Haaland gefehlt, räumte Salihamidzic bereits ein. „Wir werden in den nächsten Wochen schauen, was sich der Trainer vorstellt, wie die Möglichkeiten sind und wer infrage kommt. Die finanziellen Sachen werden wir dann auch entscheiden“, sagte Salihamidzic. Man habe bei vielen Chancen gegen Man City vor dem Tor „nicht gekillt“.

Die magische 100-Millionen-Euro-Grenze für einen Transfer könnte in diesem Jahr beim FC Bayern erstmals fallen. Über Tottenham-Star Harry Kane, Victor Osimhen vom SSC Neapel oder Frankfurts Randal Kolo Muani gab es schon viele Spekulationen. Auffällig ist: Die Halbfinalisten City mit Haaland, Real Madrid mit Karim Benzema, AC Mailand mit Olivier Giroud und Inter Mailand mit Romelu Lukaku verfügen über echte Neuner von Top-Format.

„Unsere sportlichen Ziele sind, ganz vorne in Europa mitzuspielen. Und was immer wir auch machen müssen, finanziell ist der FC Bayern sehr gut aufgestellt“, sagte Präsident und Aufsichtsratschef Herbert Hainer. Die Eigenkapitalquote sei „unheimlich“ hoch und es gebe „noch ein bisschen Geld auf dem Festgeldkonto“. Das Kontrollgremium, dem auch Hoeneß angehört, scheint geneigt, einen Rekordtransfer abzusegnen.

Der neue Trainer - „schockverliebt“ in Manchester und „sehr zufrieden“ in München - schützt und stärkt vorläufig noch seine aktuellen Stars. Auf die sieht Tuchel im Liga-Finish eine „Charakterprobe“ zukommen, angefangen am Samstag gegen seinen Ex-Club Mainz. Das Aus in Pokal und Champions League ist dem 49-Jährigen nicht zwingend anzulasten, wenngleich er mit zwei City-Spielen ohne Gallionsfigur Thomas Müller in der Startelf erstaunte. „Die Sachen brauchen wir nicht aufzumachen“, sagte Kapitän Müller. Zwar führte der Routinier wie eigentlich alle in der FCB-Delegation den schlechten Rasen und die noch schlechtere Leistung von Schiedsrichter Clément Turpin an. Müller räumte aber auch ein, sich „an die eigene Nase“ packen zu müssen.

Ohne Pokal und Champions League haben die Bayern zwar weniger Spiele, aber dafür umso mehr Debatten. Und sollte die elfte Meisterschaft nacheinander nicht glücken, geht auch Tuchel schwer beschädigt in den Sommer und die kommende Saison. „Dass wir die Spiele nicht gewinnen, liegt nicht an irgendeiner Führungsperson oder am Trainer oder sonst jemand“, sagte Nationalspieler Kimmich, „sondern einzig und allein an uns Spielern.“

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