Am 15. September dürfen die Brauer und Sportverbände noch einmal bei Sabine Bätzing vorsprechen. Die 33-Jährige ist die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, und sie will Werbung für Bier im Sport und im Fernsehen stark einschränken, eventuell sogar verbieten. Alarmiert versammeln sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) noch in diesem Monat zum vorbereitenden Krisengipfel.
Karl-Heinz Rummenigge platzte der Kragen: "Wenn ich sehe, wie Politiker bei einer WM oder EM die Spieler und Funktionäre herzen und küssen, und dann, wenn sie gebraucht werden, ist niemand da - da kommt man schon ins Grübeln", meinte der Vorstandsvorsitzende von Bayern München kürzlich in einem Exklusiv-Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid).
Der Chef der europäischen Klub-Vereinigung ECA geißelt den permanenten Versuch der Politik, dem Profifußball, dem gesamten Sport und vor allem den Amateurvereinen Geld zu entziehen, gleichzeitig aber im Profibereich internationale Konkurrenzfähigkeit einzufordern und im Amateurbereich das Ehrenamt zu stärken, weil der Staat dort finanziell überfordert ist.
Erst wurde die Werbung für private Wettanbieter wie bwin untersagt - die Gelder wanderten ab nach Spanien, Italien, bald England. Dann wurde das Kartellamt aktiv und versucht, der Deutschen Fußball Liga (DFL) ein Vermarktungsmodell vorzuschreiben, das im europäischen Vergleich Millionenverluste bedeutet. Jetzt soll die Bierwerbung eingeschränkt und möglicherweise im zweiten Schritt verboten werden.
Das Fachmagazin Sponsors schätzt nach detaillierten Recherchen die entstehenden direkten Verluste auf 300 Millionen Euro für den Profisport - und indirekt sogar auf über 800 Millionen: Keine Krombacher-Trikots in Bielefeld mehr, keine Veltins-Arena auf Schalke, kein Paulaner bei Bayern, kein Bitburger bei der Nationalmannschaft und vor der Sportschau.
Aber das ist nicht alles. Das TV-Verbot würde weitere 557 Millionen Euro Einnahmeausfall im Fernsehen nach sich ziehen. Bätzing (SPD) vertritt laut Sport Bild die Ansicht: "Kinder und Jugendliche können nicht ausreichend zwischen alkoholfreiem und alkoholhaltigem Bier unterscheiden, wenn es um Werbung geht."
Die Brauer versuchen es mit sachlichen Argumenten. Hans-Jürgen Grabias, Geschäftsführer Marketing der Krombacher Brauerei: "Die Behauptung, dass Bandenwerbung auf dem Fußballplatz oder das Logo auf einem Trikot verboten gehören, weil das die Ursache dafür ist, dass sich Kinder ins Koma trinken, geht völlig an der Realität vorbei." Ulrich Biene, Sprecher von Veltins, verbirgt seinen Zorn nicht: "Durch diese sportfremde Einschätzung wird eine Erlebniskultur zerstört. Wir spüren die Unruhe schon hinunter bis in die Kreisligen.´"
Peter Rikowski, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb und Sprecher der Geschäftsführung der Bitburger Braugruppe, stellt die grundsätzliche Frage: "Mit welchem Recht entzieht man dem Breitensport in Deutschland einen Großteil seiner finanziellen Basis? Es sind ja gerade die Sportvereine, die Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten. Die Forderung nach einem Sponsoringverbot ist aus diesem Grund vollkommen absurd."
Wolfgang Burgard, Präsident des Deutschen Brauer-Bundes, spricht natürlich interessengeleitet, aber kategorisch: "Ein Eingriff wie das geforderte Sponsoringverbot würde gravierende Folgen haben, insbesondere für die vielen kleinen Vereine, die ohne Unterstützung der Brauereien häufig nicht in der Lage wären, ihre Existenz aufrechtzuerhalten - gerade, weil der Staat sich hier immer weiter zurückzieht."