Seinen ersten Gegner kennt Marco Rose besser als die eigene Mannschaft. Eines könne er sagen, betonte der neue Trainer von RB Leipzig vor dem unerwartet schnellen Wiedersehen mit seinem Ex-Klub Borussia Dortmund: „Wenn sie ins Rollen kommen, dann rollen sie. Dann rollen sie richtig.“
Bis zum Ende der vergangenen Spielzeit hat Rose diese Offensiv-Maschine noch selbst angetrieben - am Samstag (15.30 Uhr/Sky) muss er nur zwei Tage nach seinem Amtsantritt Stöckchen in die Räder stecken. Das kann ein Vorteil sein: BVB-Trainer Edin Terzic ließ durchblicken, er könne seine Notizen mehr oder weniger wegwerfen.
„Das verändert ein bisschen was“, sagte Terzic: „Die Videos habe ich geschaut, bevor Domenico Tedesco entlassen wurde.“ Rose, ein „super Typ und hervorragender Trainer“, und er selbst hätten sich „immer sehr eng ausgetauscht“. Terzic saß als Technischer Direktor quasi auf der Warmhalteplatte, bis er seine Chance als Cheftrainer bekam.
Dennoch ist Marco Rose nicht allzu bange. Einerseits hat der BVB riesige Verletzungsprobleme, andererseits kann er Potenzial in einem glänzend besetzten Team wecken, das weit unter der Leistungsgrenze gespielt hat. Erkannt hat er das sofort, auch aus der Ferne: „Wir haben alles da, was man braucht.“
Alle werden zudem wenig auf die Mannschaft schauen - aber intensiv auf Rose. Das Wiedersehen mit dem BVB ist noch recht harmlos. „Ich freue mich darauf“, sagte auch der Dortmunder Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dem SID. Gute Ohrenschützer aber braucht Rose in Mönchengladbach eine Woche später.
Den Hammerstart, der zwischen beiden Spielen eine Reise zum Champions-League-Sieger Real Madrid bringt, kommentiert Rose gelassen: „Wir spielen alle in einer Liga, da sieht man sich halt irgendwann.“ So früh aber - damit hatte auch Terzic „nicht gerechnet. Aber ich freue mich, dass Marco zurück ist, dass er einen neuen Job gefunden hat.“
In diesem wird von Rose ein Umschwung gefordert, in der Einstellung und der Spielweise. Der Verein gibt Unterstützung: Klub-Boss Oliver Mintzlaff ist der Meinung, dass sich das Reagenzglas-Projekt RB viel zu selbstgefällig darin sonnt, endlich den ersten Titel geholt zu haben.
Das zeigte schon das aggressive Social-Media-Auftreten, unter anderem mit einem Foto, wie Kevin Kampl Red Bull in den DFB-Pokal schüttet. Mintzlaff will sich vom ständigen Abfeiern befreien. „Wir lassen den großen Pokal draußen abbauen“, sagte er. Er habe das Wegschaffen des übergroßen Imitats aus Massivholz vor der Zentrale am Cottaweg schon angeordnet.
„Wir müssen das ein Stück weit aus den Köpfen rausbekommen: Ja, wir haben den ersten Titel gewonnen“, betonte Mintzlaff. „Aber jetzt ist eine neue Saison. Jetzt ist wieder Brot-und-Butter-Geschäft.“ Dies bedeute: „Bundesliga, Qualifikation für die Champions League - und versuchen, jedes Spiel zu gewinnen.“
Auch schon am Samstag. Gegen eine Mannschaft, die der neue Trainer besser kennt als seine eigene.