Der VfL Bochum hat kurz vor dem ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal gegen Viktoria Berlin erneut auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Mit Jannes Horn kommt eine Verstärkung, die ein wichtiges Puzzleteil im Kader von Trainer Thomas Reis sein könnte - eine Analyse.
Das Offensichtliche zuerst: Der Ausfall von Leistungsträger Danilo Soares - Rückkehr offen - hatte dazu geführt, dass mit Konstantinos Stafylidis nur ein etatmäßiger Linksverteidiger im Aufgebot des VfL stand. Zuletzt musste sogar Gerrit Holtmann, gelernter Flügelstürmer, im Testspiel gegen Athletic Bilbao (1:4) hinten links aushelfen. Das Experiment ging schief, wurde von Reis auf die eigene Kappe genommen und wird sich in der Saison auch möglichst nicht wiederholen.
Bundesligaerfahren und ablösefrei
Von daher bestand Handlungsbedarf für Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz. Reis hatte bereits in der Anfangsphase der Vorbereitung erklärt, dass auf jeder Position mindestens eine Alternative zur Verfügung stehen müsse. Mit der Horn-Verpflichtung ist dies gelungen - ablösefrei (Marktwert 1,8 Millionen Euro). Stafylidis bekommt einen bundesligaerfahrenen Konkurrenten für die linke Defensivseite, beide haben den Anspruch, zu spielen - wovon nicht zuletzt die ganze Mannschaft profitieren dürfte.
Doch auch in dem Fall, dass Soares zurückkehrt und zu alter Stärke findet, wird weder Stafylidis noch Horn zwangsläufig auf der Bank Platz nehmen müssen. Der 28-jährige Grieche kann bei Bedarf auf die rechte Seite der Abwehrkette oder ins Mittelfeldzentrum rutschen. Und auch Horn zeichnet sich durch seine flexible Einsetzbarkeit, worüber sich Reis besonders freut. In seiner Zeit beim 1. FC Köln hat der Linksfuß unter Beweis gestellt, dass er auch die Position des Innenverteidigers bekleiden kann - auf der Bochum derzeit ebenfalls Personalsorgen plagen.
Flexibel einsetzbarer Linksfuß
Für zwei zentrale Positionen in der Defensive kamen bisher nur drei gestandene Profis in Frage: Erhan Masovic, Vasilios Lampropoulos und Neuzugang Ivan Ordets. Die beiden Letztgenannten haben in diesem Jahr aus unterschiedlichen Gründen noch kein Pflichtspiel unter Wettkampfbedingungen bestritten, zudem war Ordets zuletzt angeschlagen. Durch Horn ist die Innenverteidigung zumindest doppelt besetzt und qualitativ auch in der Breite besser aufgestellt.
Doch auch aus Sicht des Spielers bietet der VfL einige Vorteile. In Köln hatte ihm eine Hüftverletzung fast die gesamte Hinrunde gekostet, FC-Trainer Steffen Baumgart setzte in der Folge auf andere Spieler. Horn kam in der Rückrunde zwar auf elf Einsätze, wovon er aber nur einen über die gesamten 90 Minuten bestreiten durfte. Mit seinen 25 Jahren befindet sich der Defensivallrounder aber in einem Fußballer-Alter, in dem er sich nicht mehr hinten anstellen möchte.
Bochum bietet Horn die Perspektive, sich weiterhin in der höchsten deutschen Spielklasse zu zeigen. Durch seine Erfahrung wird von ihm erwartet, Leistung zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen. Der VfL bekommt ablösefrei einen gestandenen Bundesligaspieler für seine Kader-Baustellen - Horn die Chance, seine Karriere wieder in Schwung zu bringen. Wenn ihm das gelingt, kann er das Puzzleteil sein, welches sich die VfL-Verantwortlichen in ihm erhoffen.