Als letzter Bundesligist hat der Hamburger SV am Montag die Vorbereitung auf die neue Saison aufgenommen. Als Martin Jol pünktlich um 9.55 Uhr den frisch renovierten Profitrakt der HSV-Arena Richtung Trainingsplatz verließ, waren die meisten der neugierigen Zuschauer bereits da. Etwa 450 Fans wollten sich einen persönlichen Eindruck von dem neuen Trainer verschaffen, der nach langer Suche als Nachfolger seines niederländischen Landsmanns Huub Stevens verpflichtet worden war. "Das ist hier schon anders als in England", meinte Jol, der zuvor bei den Tottenham Hotspurs tätig war, "da haben wir immer ohne Öffentlichkeit trainiert, das war etwas ruhiger." Bei den Hanseaten aber beobachteten die "Kiebitze" interessiert die Aufwärmübungen, Passspiel-Kombinationen und ein längeres Trainingsspiel. "Wir sind offen, die Leute wollen uns sehen", erklärte Jol, der viele Autogramme gab und für Fotos zur Verfügung stand.
Auf die meisten Stars allerdings mussten die Zuschauer noch verzichten. Nur 18 Spieler waren anwesend, Nationalspieler wie Rafael van der Vaart, Piotr Trochowski, Nigel de Jong und Thimothee Atouba fehlten noch und werden zum Teil erst ab dem 11. Juli einsteigen, um sich dann im Trainingslager im österreichischen Längenfeld (14. bis 20. Juni) auf Vordermann bringen zu lassen. "Die nächsten Tage werden hart", sagte Jol, "aber ich habe schon mit einigen Spielern gesprochen und die Einstellung ist super."
Auch Neuzugang Jonathan Pitroipa war am Montag noch nicht dabei. Allein Dennis Aogo, der wie Pitroipa vom SC Freiburg kam, mischte bereits mit. "Der erste Eindruck ist: Super-Stadion, Super-Fans, Super-Stadt, Super-Trainer", sagte der Defensivspieler, "mein Ziel ist, mich hier weiterzuentwickeln und mich in die Mannschaft reinzuspielen." Weitere Neuzugänge konnte der HSV nicht präsentieren, die finanzielle Situation lässt keine Stareinkäufe zu. "Wir haben eine gute Truppe, neue Spieler müssten auch besser sein, als die, die schon da sind", sagte Jol. Ob der momentane Kader aber tatsächlich so in die Saison startet, bleibt unklar. So wartet Mannschaftskapitän van der Vaart weiter auf das Angebot eines europäischen Topklubs, aber das gibt es zur Zeit nicht. Vor allem soll ein Theater wie 2007 ausgeschlossen werden, als van der Vaart kurz vor Ablauf der Wechselfrist am 31. August den Transfer zum FC Valencia erzwingen wollte.
Sportchef Beiersdorfer möchte deshalb, das spätestens bis Saisonstart am 15. August bei Bayern München die Personalplanungen abgeschlossen sind. "Ich habe schon vor längerer Zeit mit Rafael gesprochen", sagte Beiersdorfer, "das schließt leider nicht aus, dass immer wieder Gerüchte hochkommen."
Nicht mehr dabei war Juan Pablo Sorin. Von dem 32-Jährigen wird sich der HSV trennen. Der bis 2009 laufende Vertrag wird gegen Zahlung einer Abfindung aufgelöst. Nur 24 Bundesligaspiele in zwei Jahren konnte der ehemalige Kapitän der argentinischen Nationalmannschaft bestreiten. Für 2,4 Millionen Euro war er vor zwei Jahren vom FC Villarreal in Spanien an die Elbe gewechselt.