Die jüngsten Leistungen des VfL Bochum waren nicht gut. 0:3 in Freiburg, 0:2 gegen Augsburg, zweimal desolat aufgetreten. Eine gute Saison, in der der VfL Bochum den Klassenerhalt auch ohne weiteren eigenen Punkt erreicht hätte, drohte, "ein wenig ins Negative zu rutschen", wie Reis sagte. Das hat sich nun schlagartig erledigt.
Denn der VfL hat das wohl wichtigste Spiel in diesem Jahr gewonnen. Da der FC Schalke 04 nicht in der Bundesliga spielt, nimmt das Duell mit Borussia Dortmund den "Revierderby"-Platz ein. In solch einem Spiel vier Tore zu schießen, einen Rückstand so spät zu drehen und den Klassenerhalt klarzumachen, all das lässt die VfL-Fans über die vergangenen Wochen hinwegsehen.
Nur einmal exemplarisch zwei Szenen aus dem Spiel. Nach rund 75 Minuten sangen die Dortmund-Fans, beim Stand von 3:2, "Die Nummer eins im Pott sind wir". Rund 15 Minuten später schickte die VfL-Kurve den gleichen Gruß, beim Stand von 3:4, voller Genugtuung zurück.
Spieler des VfL Bochum verstehen, was ein Derby bedeutet
In den 90 Minuten zuvor hatte die Mannschaft gezeigt, das sie genau verstanden hat, was ihren Anhängern dieses Derby bedeutet. Das bekräftigte auch Manuel Riemann im Interview. "Das weiß und fühlt man einfach. Schon im Hinspiel war das ganz besonders."
Bei Borussia Mönchengladbach (1:3 gegen den 1. FC Köln) und Hertha BSC (1:4 gegen Union Berlin) hatte es zuletzt Fan-Ärger nach uninspirierten Derby-Auftritten gegeben. Die Hertha-Profis mussten ihre Trikots vor die Kurve legen, die Gladbacher wurden beim folgenden Auswärtsspiel in Freiburg via Transparent beleidigt.
Von solchen Szenarien wären die Bochumer auch bei einer Niederlage weit entfernt gewesen. Denn die Mannschaft warf alles in die Waagschale und ließ, wie es so schön heißt, ihr Herz auf dem Platz. So, wie sie es schon die ganze Saison über getan hat.
Dennoch beim BVB zu verlieren wäre keine Schande gewesen. Dortmund hatte mehr vom Spiel, mehr Möglichkeiten, doch am Ende wurde der VfL für seinen Mut und seine Gier belohnt. Und dennoch hat der VfL Bochum elf Siege und 39 Punkte auf dem Konto und den Klassenerhalt in der Tasche. Zwei Spieltage vor Schluss. Vor der Saison hätte das kaum jemand für möglich gehalten.
Genau das fasst die Saison letztlich im Kleinen zusammen. Außer in den Spielen gegen Greuther Fürth ist der VfL Bochum auf dem Papier immer als Außenseiter in die Partie gegangen. Mit Blick auf seine finanziellen Möglichkeiten lag und liegt der Verein (weit) hinter den meisten Erstligisten. Dennoch begeisterte der VfL Bochum Fußball-Deutschland mit erfrischendem, mutigem und auch begeisterndem Fußball - in Dortmund und in fast allen Spielen zuvor. Eben genau das, was die Fans erwarten und sehen wollen.