Um den Kader der Königsblauen weiter zu verstärken, will der S04-Manager in enger Absprache mit dem neuen Trainer Fred Rutten zwei bis drei Neuverpflichtungen tätigen. Twente Enschedes Kapitän Orlando Engelaar ist ein heißes Thema, Jefferson Farfan vom PSV Eindhoven wohl eher nicht, verriet der 45-Jährige im Interview mit RevierSport.
Andreas Müller, leider müssen Jermaine Jones und Halil Altintop Ihren Traum von der EM begraben. Was sagen Sie zu der Ausbootung der beiden Schalker? Ich kann mir vorstellen, dass sie sehr enttäuscht sind. Gerade Jermaine hatte sich große Hoffnungen gemacht dabei zu sein, er hätte es auch verdient gehabt. Er hat in der Bundesliga und der Champions League konstant gute Leistungen gezeigt, will sich immer mit den besten Fußballern messen und kann absolut nicht verlieren. Ich hoffe, dass er es schnell verarbeitet, in der neuen Saison will er es dann allen zeigen, dass es die falsche Entscheidung war.
Nun fahren nur noch drei Schalker zur Euro. Zu wenig? Als Club hat man es natürlich gerne, wenn viele Spieler bei ihren Nationalteams dabei sind. Das zeigt ihren Marktwert. Aber auf der anderen Seite ist es so, dass wir mit Schalke 04 wieder ehrgeizige Ziele haben und gerade mit unserem neuen Trainer Fred Rutten ist es nicht verkehrt, wenn möglichst viele Spieler gleich zum Saisonstart dabei sind.
Wann beginnt für die EM-Teilnehmer die Vorbereitung? Mit ihnen ist vereinbart, dass sie nach der Abreise von der Nationalelf drei Wochen Urlaub haben. Wer es ins Finale schafft, stößt mit der Saisoneröffnung am 20. Juli zur Truppe.
Wie sieht die Verabredung mit Rafinha aus, der mit Brasilien bei den Olympischen Spielen in Peking teilnehmen will? Ich habe ihm deutlich gemacht, dass er nicht zu Olympia fahren darf. Durch die Qualifikation in der Champions League haben wir eine andere Situation mit dem Hinspiel am 12. oder 13. August. Er wird zum Trainingsstart am 1. Juli da sein, dann werden wir noch einmal ein Gespräch mit ihm haben, aber unsere Haltung zu diesem Thema ist klar.
Spürt man da schon die harte Hand von Fred Rutten? Nein, das hat damit nichts zu tun. Für ihn ist die Disziplin sehr wichtig, aber er ist keiner, der von Anfang an Regeln aufstellt. Allerdings wird er den Spielern schon klar machen, dass für sie der Tag nicht mit dem Training beendet ist, da denkt er ans kleinste Detail.
Wie haben Sie den neuen Coach bisher in Ihren Gesprächen mit Ihm erlebt? Ich habe von Anfang an gespürt, dass es zu 100 Prozent passt. Er ist einer, der sein Geschäft von der Pike auf gelernt hat. Er ist zum Beispiel in Eindhoven ja sogar noch einmal in den Jugendbereich zurückgegangen, nachdem er zuvor schon bei Twente Cheftrainer war. Für ihn ist der Austausch mit der Nachwuchsabteilung wichtig, darüber wird es nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub noch ein Gespräch geben. Die Wellenlänge stimmt, ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihm. Er ist ein Mensch, mit dem man sehr gut diskutieren kann. Für ihn ist wichtig, dass jemand eine eigene Meinung hat, auch wenn sie nicht deckungsgleich mit seiner ist.
Nach dem Bekanntwerden seiner Verpflichtung machte eine Meldung die Runde, dass das komplette Funktionsteam ausgetauscht werden würde. Warum bringt Rutten keine Vertrauensleute aus Holland mit? Erstens war das nie angedacht, deswegen war ich damals über diese Geschichte sehr sauer. Er hat nie gesagt, ich bringe fünf Mann mit. Das zeugt auch von seiner Qualität als Trainer und Ausdruck seiner Persönlichkeit. Dadurch, dass wir die Einstellung von Youri Mulder vorgezogen haben, war der Weg für Rutten bereitet, denn Youri ist eben sehr wichtig für seine Arbeit. Da Schalke für Fred aber Neuland und als Club sicherlich ein Stück größer als Twente Enschede ist, hat er Wert auf einen deutschen Co-Trainer gelegt. Bringt er denn wenigstens seinen Kapitän Orlando Engelaar mit? Ihn haben wir unabhängig von Rutten schon länger beobachtet, aber er war natürlich in Enschede als Kapitän Freds verlängerte Arm auf dem Platz. Ursprünglich ist er ein Spieler für die Zehn, Fred hat ihn aber zum Mann vor der Sechs umfunktioniert. Wir sind allerdings nicht der einzige Club, der an ihm interessiert ist. Er hat allerdings signalisiert, dass er zu Schalke 04 kommen will, wir haben aber noch nicht mit Twente über einen Transfer gesprochen.
Bliebt es bei den von Ihnen angekündigten drei externen Neuverpflichtungen, ein linker Verteidiger, ein Mittelfeldspieler und ein Stürmer? Vielleicht werden es auch nur zwei neue Spieler. Sollte es mit Engelaar klappen, liegt unser Hauptaugenmerk im Sturm. Wir stellen uns neben Kevin Kuranyi und Halil Altintop einen Spieler vor, der für eine entsprechende Zahl von Toren gut ist. Die Frage ist, wie das finanziell zu realisieren ist.
Wäre Jefferson Farfan von PSV Eindhoven einer, der das Profil erfüllt? Jetzt haben wir einen Trainer aus Holland, da wird natürlich sofort spekuliert, dass wir auch ein paar Leute aus den Niederlanden holen. Ich kann mich nicht gegen Gerüchte wehren, vor allem, wenn die Spieler einen Zusammenhang mit Rutten haben, da Farfan unter ihm in Eindhoven gespielt hat. Verlässt kein Angreifer den Verein und wird einer geholt, würden sieben Stürmer im Kader stehen. Sind das nicht einer bis zwei zu viel? Andere Vereine haben vielleicht nur vier Angreifer, aber Konkurrenzkampf belebt doch das Geschäft. Es ist jetzt noch zu früh zu sagen, dass wir mit sieben Stürmern in die Saison gehen, denn vielleicht bleiben ja nicht alle aus dem jetzigen Team bei uns. Zum Beispiel Peter Lövenkrands und Sören Larsen, die zuletzt sportlich kaum noch eine Rolle gespielt haben? Für die beiden gab es die eine oder andere Anfrage, aber noch nichts konkretes. Pete und Sören haben ihre Qualitäten schon gezeigt, sind aber weit unter ihren Möglichkeiten geblieben. Unter Fred würde es auch für sie einen Neuanfang geben, aber wir müssen Spieler haben, die zufrieden sind und ihre Rolle auf Schalke voll annehmen. Im optimalen Fall haben wir all diese Fragen schon zum Trainingsstart am 1. Juli geklärt, aber wir lassen uns nicht unter Zeitdruck setzen.