Es ist ein Jahr her, da war der FC Schalke 04 schon in der Saison-Vorbereitung die Lachnummer des deutschen Profifußballs. Hochverdient mit 4:5 verloren die Königsblauen 2020 das erste Heimspiel gegen Drittligist SC Verl – und die Saison verlief wie diese Partie: chaotisch, vogelwild, lächerlich. Vom ersten Heimspiel der Zweitliga-Vorbereitung im Sommer 2021 gehen indes nur positive Signale aus. Ja, das 8:0 (5:0) gegen den Landesligisten PSV Wesel-Lackhausen machte sogar eine Menge Spaß.
So viel Spaß, dass die 1000 Zuschauer nach dem Abpfiff heftig applaudierten. Trotz des Abstiegs, trotz all des Ärgers in der vergangenen Saison waren die Karten für den Test im Parkstadion ruck, zuck vergriffen. So etwas ist wohl nur auf Schalke möglich. Trainer Dimitrios Grammozis wusste das – und er entschied sich dafür, in der ersten Hälfte seine Top-Elf in seiner bevorzugten 3-5-2-Taktik auf den Rasen des Parkstadions zu schicken. Das ist zu einem solchen Zeitpunkt der Vorbereitung sehr ungewöhnlich.
Zu dieser Top-Elf gehören momentan alle sechs Zugänge. Und die wirkten trotz sehr intensiver Konditions-Einheiten in den vergangenen zehn Tagen fit, spielfreudig, motiviert. Einer der Neuen erzielte das erste Tor der Sommervorbereitung. In der 16. Minute nahm Danny Latza, Rückkehrer vom FSV Mainz 05, aus zehn Metern Entfernung Maß und schoss den Ball in den Winkel.
Schon zu diesem Zeitpunkt war zu sehen, dass der Landesligist ein dankbarer Gegner sein würde. Die Königsblauen bekamen viel Platz für Kombinationen und erarbeiteten sich in einer Halbzeit so viele Torchancen wie in der kompletten vergangenen Saison – gefühlt jedenfalls.
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Das führte dazu, dass der größte Hoffnungsträger gleich in den ersten 45 Minuten seiner Schalke-Zeit nachhaltig auf sich aufmerksam machen konnte. Torjäger Simon Terodde, ablösefrei vom HSV gekommen, stand dreimal im Strafraum richtig und erzielte in der 26., 36. und 39. Minute drei Tore. Die Vorlagen kamen von zwei weiteren Neuen: Reinhold Ranftl (2:0) und Thomas Ouwejan (4:0/5:0) hatten von außen geflankt und damit direkt am Anfang gezeigt, wie sich Grammozis das Schalker Offensivspiel im Idealfall vorstellt: Balleroberung, Pass nach außen, Flanke, Abschluss.
Zwischen den drei Terodde-Treffern hatte einer der drei „Alten“ im Kader zum 3:0 getroffen. Benito Raman, Sturmpartner von Terodde, hatte getroffen. Dass Grammozis außer Raman noch Salif Sané und Torwart Ralf Fährmann aufstellte, war ein Signal: Dieses Trio ist aktuell für den Zweitliga-Kader vorgesehen – auch wenn auch sie gilt: Bei einem unmoralischen Angebot ist kein Schalker unverkäuflich.
Das gilt auch für Hamza Mendyl, der im Anschluss an eine Ecke von Levent Mercan noch das 6:0 folgen ließ (53.). Mendyl und Mercan waren in der Pause gekommen. Grammozis wechselte bis auf Rechtsverteidiger Ranftl komplett durch. Zwei Tore fielen in der Schlussphase: Ahmed Kutucu (70.) und Malick Thiaw (87.) trafen.
Außer Mendyl standen in der zweiten Hälfte noch Omar Mascarell und Rabbi Matondo in Schalkes Elf – sie sind drei Top-Verdiener, die Schalke noch verlassen sollen. Zwei Profis dieser Kategorie fehlten im Kader: Matija Nastasic wegen einer Belastungssteuerung, Amine Harit wegen einer Krankheit. Ins Trainingslager sollen beide mitreisen, ob sie am Sonntag im zweiten Test gegen Landesligist Hamborn 07 (15 Uhr, Parkstadion) auflaufen, ist noch offen.
Solche kleinen personellen Details interessierten die Fans an einem schönen Sommerabend aber wenig. Sie freuten sich darüber, endlich einmal nach einem Schalke-Spiel gute Laune zu haben – auch wenn es nur ein Kantersieg gegen einen Sechstligisten war. Und die Vorfreude auf das Hamborn-Spiel ist groß. Auch diese Partie ist schon ausverkauft.
Schalke, erste Halbzeit: Fährmann – Thiaw, Sané, Kaminski – Ranftl, Palsson, Ouwejan – Latza, Bozdogan – Terodde, Raman. Schalke, zweite Halbzeit: Langer – Becker, Mascarell, Mendyl – Ranftl, Flick, Calhanoglu – Idrizi, Mercan – Kutucu, Matondo.