Vor allem der Fan würde gerne wissen, was denn genau vorgefallen ist, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Doch die Infos fließen spärlich. Man kann sich nur an den bekannten Fakten orientieren.
Das Führungsschema beim VfL ist keinesfalls patriarchalisch, entspricht ziemlich exakt den Strukturen, die überall in der Bundesliga zu finden sind. Ein hauptamtlicher Vorstand für das operative Geschäft, ein Aufsichtsrat, der sich gewiss nicht in der Rolle des Nickdackels sieht. Warum diesem Gremium Stefan Kuntz einen Blanko-Scheck für alle seine Handlungen ausstellen sollte, erscheint nicht nachvollziehbar. Stefan Kuntz ist ein Fußball-Nomade, wie alle seine Kollegen. Heute hier, morgen da. So ist das Geschäft. Ohne Kontrolle kann und darf da nichts laufen. Dazu ist das Hinterland dieses Fußball-Business zu sehr mit Eigeninteressen und vor allem schamloser Gier nahezu aller Protagonisten vermint.
Die derzeit stabile Lage des Klubs am Wirken von Stefan Kuntz und seinem freundlichen Lächeln festzumachen, ist auch mit Ahnungslosigkeits-Bonus nur naiv. Der VfL hat sich gefangen, weil er zuletzt wieder wirtschaftlich auf gesunden Füßen stand. Und da ist man dann, ob man will oder nicht, bei Werner Altegoer. Der hat mit seiner Sturheit und Beharrlichkeit ausschließlich im Sinne des Vereins entscheidenden Anteil daran, dass der kleine VfL im Schatten der Giganten Schalke und Dortmund nicht irgendwo zwischen Liga drei und fünf mit RW Essen und Fortuna Düsseldorf um die goldene Ananas kickt, sondern höchst respektabel im Oberhaus vertreten ist. Dass er inzwischen 72 Jahre alt ist, sollte man auch nicht gegen ihn verwenden. Andere sind schon mit 45 im Koma des Vorruhestands und schon gar nicht so belastbar, um fortwährend diese üble Nachrede, dieses pseudokritische Gefasel von den Chancen, die der VfL ohne Werner Altegoer hätte, zu ertragen und trotzdem weiterzumachen. Ohne Altegoer würde der VfL nicht in der ersten Liga "oben mitmischen", sondern in der zweiten unten herumkrebsen.
Werner Altegoer ist ein glaubwürdiger, integerer Mensch. Seit einem Vierteljahrhundert wirkt er ehrenamtlich vor und hinter den Kulissen des VfL. Mehrfach hat er auf eigenes Risiko dem Klub den Arsch gerettet. Nicht immer hat alles geklappt, aber er hat nie beleidigt die Brocken hingeschmissen. Er hätte einfach mehr Respekt verdient.