Und mit dem 1:1 in Frankfurt und dem gestrigen Remis an der Noris zeigte der VfL auch auswärts endlich Stabilität. So ging der Punktgewinn gestern beim "Club" absolut in Ordnung. Aber wie schon eine Woche zuvor gegen den VfB Stuttgart blieb das kollektive Schulterklopfern aus. Stattdessen ärgerte man sich, dass es nicht zu einem Dreier gereicht hat. Marcel Koller: "Ich hätte mir in de zweiten Halbzeit gewünscht, dass wir mehr nach vorne spielen. Aber mit dem Punkt können wir leben."
Dabei begann für den VfL eigentlich alles nach Plan. Nach Auer-Pass traf Sestak, der zuvor in zwölf Auswärtsspielen nicht getroffen hatte, zur 1:0-Führung. Koller: "Gut, war dass wir gleich einen Nadelstich setzen konnten. Ärgerlich dann aber, dass wir prompt den Ausgleich kassierten." Dafür war Zvjezsan Mismovic mit seinem achten Saisontreffer verantwortlich.
Das Spiel war wahrlich nicht hochklassig. Kaum zu zählen, wie oft der Ball die Seiten wechselte. Es kam zu dem befürchteten Kampfspiel, dass die Nürnberger zuvor zu einem "Existenzkampf" hochgeschaukelt hatten. Doch es kommt ja nicht von ungefähr,wenn eine Mannschaft trotz Trainerwechsel nicht ein Spiel für sich entscheiden kann. Und vielleicht wäre der VfL in ein paar Monaten in der Entwicklung soweit, um mehr als ein Remis daraus zu machen.
Thomas von Heesen blieb keine andere Wahl, als sich hinter Floskeln zu verbergen: "Wir müssen mit dem Punkt leben. Aber obwohl wir um die Schnelligkeit der Bochumer wussten, haben wir nicht aufgepasst." Viel bedenklicher, was der zu Beginn der Rückrunde neu installierte Coach dann aber anfügte: "Wir haben in der ersten Halbzeit viel Kraft gelassen. Das hat dazu geführt, dass uns in den 20 Schlussminuten die Kraft fehlte."
Erstaunlich, denn mittlerweile hat der 1.FC Nürnberg weder im DFB-Pokal noch im UEFA-Cup Zusatzbelastungen zu verkraften. Der Wahrheit die Ehre, im direkten Vergleich wirkte selbst ein VfL, der seine Möglichkeiten nicht voll ausschöpfte, zweikampfstärker, abgeklärter und technisch beschlagener. Wenn eine Auswärtsmannschaft bei einem Gegner, der um den Klassenerhalt spielt, mehr Zweikämpfe gewinnt und zusätzlich fast ebenso viele Spielanteile hat, dann ist das für den "Club" in seiner derzeitigen Lage möglicherweise zu wenig.
Marcel Koller hatte dann auf Nachfrage die Szene aus der Nachspielzeit der ersten Halbzeit vor Augen: "Sestak wurde vom Torwart klar umgestoßen, der vierte Offizielle hat das gesehen, aber nicht den Mumm gehabt, das auch anzuzeigen." So blieb der VfL auch im fünften Spiel unbesiegt und freut sich nun auf das Derby gegen Borussia Dortmund.