"So wie wir gespielt haben, holen wir keinen Punkt mehr", schnaubte Bordon und nahm seine Mitspieler gleich in Beugehaft. "Vielleicht ist die Situation ganz gut für uns. Jetzt zeigt sich, auf wen wir uns in der Mannschaft verlassen können und auf wen nicht. Jeder muss sich selbst hinterfragen, wie viel Prozent er gegeben hat", polterte Bordon los. "Ich bin sonst kein Typ, der einzelne Spieler kritisiert, aber die, die ich damit meine, wissen sicher selbst ganz genau, dass sie nicht 100 Prozent geleistet haben."
Namen wollte Bordon nicht nennen, doch bei zweien machte er eine Ausnahme. "Ich habe gehofft, dass Asa und Sanchez ein bisschen mehr nach hinten arbeiten. Mehr darf ich darüber nicht sagen, sonst kriege ich Ärger", hielt der Brasilianer inne, bevor er es sich mit seinen Teamkollegen richtig verscherzen konnte. "Wir können doch nicht sagen, dass wir zu viel Druck hatten, der lag doch nur auf dem Trainer."
Kam vor einer Woche der Weckruf von Präsident Josef Schnusenberg, so schlüpfte nun der Führungsspieler in die Rolle desjenigen, der die Truppe aufrütteln will. Schließlich steht nach dem vielleicht wichtigsten Match in der Bundesliga nun am Mittwoch "das Spiel des Jahres" an. In diesem könnte sich das Schicksal von Mirko Slomka entscheiden, auch wenn Schalkes Offizielle so tun, als ob dies nicht so wäre. Auch Bordon wandet sich gestern bei der Frage, ob der Trainer am Samstag noch auf der Bank sitzen würde. "Das kann ich nicht entscheiden, aber er braucht Erfolg und Siege", ist dem 32-Jährigen klar. "Wenn wir in Porto weiterkommen, dann bleibt er, sonst wird es schwierig für ihn. Ich hoffe, dass er bleibt, aber so wie es läuft..."
Er würde Slomka gerne helfen, fühlt sich aber momentan von einigen Mitspielern im Stich gelassen. "Nur zu sagen, der Trainer ist gut, ist zu wenig. Wenn wir wollen, dass er nicht weg ist, dann müssen wir mehr auf dem Platz machen", forderte Bordon. "Ohne Zweikämpfe ist es schwierig. Da kann auch Mourinho kommen oder irgend ein anderer."
Nun ist Bordon "gespannt, was passiert". Bei einem Aus in Porto könnte die Saison schon vor dem Frühjahr in Trümmern liegen. Schalkes Abwehrchef weiß das, an seiner Einstellung ist nicht zu zweifeln, er will als Vorbild vorne weg marschieren. "Wir brauchen jetzt Männer auf dem Platz. Wer nicht richtig kämpfen will, soll einfach Bescheid sagen. Und wer Angst hat, soll zuhause bleiben", appellierte Bordon an die Mannschaft. Schnusenberg hat es nicht vermocht, der Truppe den Kick zu geben. Ob es Bordon schafft, wird man am Mittwoch ab 20.45 Uhr sehen.