Kandzioras Weg war zweifelsohne unkonventionell. Nach sechs Jahren in der Jugend von Borussia Dortmund, zwei Jahren Sandhausen, einem Jahr beim FSV Frankfurt und zwei Jahren in Osnabrück landete er im Januar 2017 plötzlich in den USA. „Ich war auf Reisen an der Ostküste Amerikas“, erklärt der 29-Jährige im Gespräch mit RevierSport, „da bot mein Berater mir an, in North Carolina ein Probetraining zu absolvieren.“
Kandziora überzeugte und schloss sich North Carolina FC an. In den kommenden zwei Jahren absolvierte er 38 Pflichtspiele in der zweiten amerikanischen Liga. Rein sportlich würde er das Niveau mit der der Regionalliga vergleichen: „Vom taktischen her hinkt die Liga hinterher, aber sie holt auf!“
In den Staaten sammelte Kandziora interessante Erfahrungen: „Die weiten Reisen, das ganze Drumherum. Wir haben teilweise in Baseballstadien gespielt, die sowohl aus Kunstrasen als auch Naturrasen bestanden.“ Aber auch abseits des Platzes sammelte er tolle Erfahrungen. Der Mittelfeldspieler erinnert sich gerne zurück: „Die Zeit war super, sowohl fußballerisch als auch kulturell und auf menschlicher Ebene. Ich habe sehr viel mitgenommen. Das war mit die beste Zeit meines Lebens.“
Wechsel zum Sahin-Klub
Im Januar 2019 folgte die Rückkehr nach Deutschland. Kandziora wechselte zum RSV Meinerzhagen. Die Vorarbeit für den Wechsel zum damaligen Westfalenligisten wurde bereits in der Dortmunder Jugend geleistet und 2018 in den USA abgeschlossen.
Kandziora erklärt: „Johannes Focher, Tim Treude und ich hatten in der Dortmunder Jugend die Idee, am Ende der Karriere noch einmal gemeinsam zu spielen. Wir waren alle in der gleichen Situation, Studenten, die neben dem Studium Fußball spielen wollten.“
Ebenfalls eine Rolle spielte dabei Nuri Sahin. Der Werder-Profi fungiert beim RSV als Sponsor und leitet ab und an auch das Training. Das Dreiergespann kannte den Werder-Profi aus gemeinsamen Dortmunder Tagen und landete so in Meinerzhagen. Bei Kandziora half sicherlich auch eine glückliche Fügung. Im Sommer 2018 trug Sahin noch Schwarzgelb. Als er mit dem BVB zum Trainingslager zufällig in North Carolina weilte, konnte er zusätzliche Überzeugungsarbeit bei Kandziora leisten.
Mit Meinerzhagen zum Durchmarsch?
Der Wechsel nach Meinerzhagen hat sich für den BWL-Studenten aus sportlicher Sicht jedenfalls ausgezahlt. Zusammen mit Focher und Treude stieg der Leistungsträger 2019 direkt in die Oberliga Westfalen auf. Auch hier sorgt der RSV für Furore. Der Aufsteiger überwintert auf dem zweiten Platz, zwei Punkte hinter dem SC Wiedenbrück.
Trotzdem mahnt Kandziora zur Vorsicht: „Wir dürfen uns nicht ausruhen. Wir hatten nun eine anstrengende Vorbereitung, in der wir gegen höherklassige Gegner auch Schwächen aufzeigt bekommen haben. Das war sehr lehrreich.“
Sollte die Form der Hinrunde allerdings bestätigte werden, könnte der RSV Meinerzhagen tatsächlich zum Durchmarsch in die Regionalliga ansetzen. „Es wäre albern zu sagen, dass wir nicht an den Aufstieg denken“, gesteht Kandziora und ergänzt: „aber auch wenn ich jetzt eine Floskel nutzen muss, wir schauen von Spiel zu Spiel.“
Und wenn die Saison vorüber ist? „Im Sommer werde ich mein Studium beenden, daher habe ich mir noch keine große Gedanken gemacht. Ich bin sehr zufrieden in Meinerzhagen. Ich mag es ein Teil von etwas zu sein, bei etwas mitzuwirken.“
Das tut Kandziora in Meinerzhagen zweifelsohne, auch wenn der Weg dorthin vielleicht nicht der konventionelle war.