Mit der Rückkehr auf die Kommandobrücke des FC Schalke 04 gab Clubchef Clemens Tönnies gleich wieder die Richtung vor. „Komm Salif, feiern!“ Beim ersten Heimspiel-Besuch des Fußball-Bundesligisten forderte der Aufsichtsratsboss dem nach einer Operation noch an Krücken humpelnden Abwehrspieler Salif Sané mit einem freundschaftlichen Klaps auf die Schulter auf, ihm in die Kabine zu folgen und der Mannschaft zum schwer erkämpften 2:1-Sieg gegen den starken Aufsteiger 1. FC Union Berlin zu gratulieren.
Glückwünsche einiger Fans hatte Tönnies in der Arena schon nach dem Abpfiff mit sichtlicher Erleichterung entgegengenommen und eine rhetorische Frage kommentiert: „Was meint ihr, wer sich heute am meisten freut?“ Selbst das Team war nicht informiert, dass der Chef sein Comeback geben würde: „Wir wussten vor dem Spiel nicht, dass er kommt. Er war nach dem Spiel in der Kabine und hat gesagt, dass er sich freut, wieder da zu sein. Er wird ab jetzt die Spiele wieder öfter live erleben“, berichtete Torhüter Alexander Nübel.
Nach umstrittenen Äußerungen über Afrikaner, die zahlreiche Beobachter als rassistisch kritisiert hatten, und der folgenden Entscheidung des Schalker Ehrenrats am 6. August hatte Tönnies sein Amt als Aufsichtsratsboss für drei Monate ruhen lassen. Nun ist der 63-Jährige wieder da - und dies mit sichtlichem Vergnügen. Nach den Samstag-Spielen war sogar klar, dass seine Königsblauen mit 25 Punkten auf einem Champions-League-Platz rangieren. Trainer David Wagner bedeutet die Platzierung derzeit nichts. „Nach 13 Spieltagen ist die Tabelle total irrelevant, erst nach dem 34. zählt sie.“
Zunächst gefiel ihm und Tönnies der Auftritt gegen die zuletzt dreimal in der Liga siegreichen Eisernen nicht, denn das Team von Urs Fischer bestimmte die Partie in der ersten Hälfte. Gleichwohl ging Schalke durch den starken Benito Raman in der 23. Minute mit der ersten Chance in Führung. Der Ausgleich durch den von Marcus Ingvartsen verwandelten Foulelfmeter (36.) war zweifellos verdient, auch wenn der Pfiff von Referee Daniel Schlager umstritten war. Dabei überprüfte der Video-Assistent die fragliche Szene mit Union-Spieler Robert Andrich, der schon vor dem Kontakt mit Schalke-Spieler Matija Nastasic zu Boden ging, angeblich. „Es muss ja glasklar gewesen sein, dass es ein Elfer ist, sonst hätte der Schiedsrichter es sich ja angeschaut. Er hatte Kontakt nach Köln“, klagte Nübel. „Es ist schade, dass er es sich nicht selbst anguckt.“
Die Anspannung bei Tönnies löste sich erst in der 86. Minute, als Suat Serdar eine tolle Kombination mit dem 2:1 abschloss und den ersten Heimsieg seit dem 20. September perfekt machte. „Die Tabelle ist eine schöne Momentaufnahme, aber mehr auch nicht“, sagte Bastian Oczipka. Von der Rückkehr nach Europa mag auch Serdar nicht sprechen: „Es ergibt keinen Sinn, jetzt eine Prognose abzugeben. Dafür ist es definitiv zu früh. Aber es kann eine gute Saison werden.“ dpa