Die Bären-Unterhose kam diesmal nicht zum Vorschein, dafür entwendete Marcus Thuram wieder einmal das Stadion-Interieur: Mit der Eckfahne in der Hand und seinem Trikot obenauf tanzte Borussia Mönchengladbachs Matchwinner nach dem späten 2:1 gegen AS Rom über den Rasen, der ungewöhnliche Jubel ist längst zum Ritual geworden. „Wir sind überglücklich und werden das Lachen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen“, sagte der 22-Jährige nach dem so wichtigen Last-Minute-Sieg in der Europa League.
Thuram, immer wieder Thuram. Beim Arbeitssieg gegen den italienischen Topklub hatte der Franzose mit seinem Tor in der Nachspielzeit maßgeblichen Anteil daran, dass der Bundesliga-Tabellenführer auch im Europapokal wieder voll im Geschäft ist. „Es war fantastisch, in der letzten Minute das entscheidende Tor zu schießen“, sagte der seit Wochen in Topform spielende Neuzugang. Auch das Eigentor zum 1:0 durch Federico Fazio (35.) hatte Thuram erzwungen.
Kein Wunder, dass der selbsterklärte Fan gewagter Unterhosen („mit Flammen oder kleinen Bären“) nach Schlusspfiff von seinen Teamkollegen ausgiebig geherzt wurde. „Ich habe mir die Stimmbänder rausgeschrien. Marcus ist unglaublich wichtig für uns“, sagte Torhüter Yann Sommer. Nico Elvedi sprach von „Gänsehaut am ganzen Körper“, Jonas Hofmann von einem „Abend, den man nicht oft hat in seiner Karriere.“
Auch Marco Rose schloss sich den Lobeshymnen ohne Umschweife an. „Marcus leistet im Moment Unglaubliches. Er ist ein sehr guter Fußballer, trotz seiner Größe, und immer wieder ein Unruheherd“, sagte der Trainer und erfreute sich auch am erneuten Eckfahnenjubel seines Torjägers: „Ich habe das Gefühl, dass es schon Kult geworden ist. Wir freuen uns über alles Außergewöhnliche - und das gehört dazu.“
Außergewöhnlich sind auch die Last-Minute-Qualitäten der Borussia: Im dritten Europa-League-Spiel in Folge traf Gladbach in der Nachspielzeit, Lohn ist Platz zwei in der hart umkämpften Gruppe J. „Wenn so etwas ein paar Mal gelingt, dann glaubt man irgendwann daran“, sagte Rose. Die nächste Gelegenheit bietet sich schon am Sonntag im Heimspiel gegen Werder Bremen. Dort reicht ein Punkt, um auch am fünften Spieltag in Folge die Tabellenführung zu behaupten.
„Es wäre schön, wenn wir auch in der Länderspielpause ganz oben stehen. Dafür müssen wir noch einmal unseren Schweinehund überwinden“, sagte Hofmann angesichts des Borussia-Lazaretts, das durch den Ausfall von Tony Jantschke wieder größer geworden ist. „Wir müssen alle nochmal richtig auf die Zähne beißen“, sagte auch Rose, der für Sonntag Änderungen in der Startelf ankündigte: „Und dann versuchen wir, unsere Serie auszubauen.“ Im Zweifel muss es eben wieder Marcus Thuram richten. sid