Eintracht Frankfurt hat in den vergangenen Jahren für viele positive Schlagzeilen gesorgt. Der sensationelle Pokal-Triumph gegen Bayern München 2018, das mitreißende Europa-League-Abenteuer im Folgejahr, dazu eine kluge Transferpolitik und eine begeisternde Anhängerschaft. Doch nun stört ein offener Konflikt zwischen Sportvorstand Fredi Bobic und Teilen der Fanszene die Idylle. Der Streit um die Personalie Andreas Möller droht zu eskalieren.
Denn Bobics Vorhaben, den 1990er-Weltmeister zum neuen Chef des Nachwuchsleistungszentrums der Hessen zu machen, ist auf unerwartet heftigen Widerstand bei den Eintracht-Ultras gestoßen. Der Ton ist rau, die Fronten verhärtet. „Ihre Meinung interessiert mich nicht“, hatte Bobic kürzlich bei einem Fußball-Kongress der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Richtung der Kritiker beschieden und dabei unmissverständlich klar gemacht: „Wer gegen Möller ist, ist auch gegen mich.“
Die Reaktion der Fans fiel ebenso scharf aus. „Erfolg hin oder her: Mit welchem Recht maßt sich Fredi Bobic an, die Kritik an der Personalie Möller mit seinem persönlichen Schicksal zu verbinden?“, hieß es in einer Stellungnahme der Fan-Organisation „Nordwestkurven-Rat“: „Das klingt gleichzeitig nach Gutsherrenart eines Sonnenkönigs, aber auch wie ein beleidigtes, bockiges Kind.“ In jedem Fall zeige sich „eine seltsame Vorstellung von Demokratie in einem Fußballverein“.
Die Ultras der Eintracht hatten bereits beim ersten Gruppenspiel der Europa League gegen den FC Arsenal mit Flugblättern, Transparenten und diffamierenden Sprechchören lautstark ein „Nein zu Möller“ eingefordert. Ihr Vorwurf: Der gebürtige Frankfurter sei seit dem Start seiner Profikarriere bei der Eintracht 1985 mehrfach durch „Lügen und gebrochene Absprachen“ aufgefallen. Seine Verpflichtung als Koordinator für die Jugendabteilung sei allein deshalb „ein absolutes No-go“.
Auch Möllers vermeintlich letzte öffentliche Äußerung bezüglich des Klubs, damals vor dem Pokalfinale 2017 und als Manager beim verhassten Lokalrivalen Kickers Offenbach, wird dem früheren Nationalspieler von den SGE-Fans nachgetragen. „Zur Eintracht habe ich keine Verbindung, mit Frankfurt habe ich nichts zu tun“, hatte der Europameister von 1996 damals im Interview mit den Ruhrnachrichten erklärt - und überdies Finalgegner Borussia Dortmund als seine „fußballerische Heimat“ bezeichnet.
Bobic ist in diesem aufgeheizten Spannungsfeld wahrlich nicht zu beneiden. Den Anschein, sich von den Fans erpressen zu lassen, will der 47-Jährige wohl ebenso wenig erwecken wie den, einen Bruch mit dem eigenen Anhang leichtfertig in Kauf zu nehmen. Eine Lösung des Konflikts ist bislang deshalb nicht in Sicht. Und so muss die Eintracht wohl auch mit den inzwischen ungewohnten Negativschlagzeilen vorerst leben. sid