Als Adi Hütter am Dienstagmorgen seine Schützlinge von Eintracht Frankfurt um sich versammelte, war die „Nummer zwei“ des magischen Dreiecks schon weg. Sebastien Haller befand sich auf dem Weg zu einer neuen Herausforderung, er stand kurz vor der Erfüllung seines großen Traums: England, West Ham, Premier League. Die entsprechende Einigung beider Klubs über einen Wechsel gaben die Hessen in einem Fünfzeiler bekannt.
Für Trainer Hütter ist der Abgang des nächsten Leistungsträgers in der Offensive „ein großer Verlust“, für die Eintracht eine erhebliche Erschwernis bei der Verfolgung der gewachsenen Ziele. Schließlich war das grandiose Sturmtrio bereits vor Wochen durch den Wechsel von Luka Jovic zu Real Madrid gesprengt worden, zudem liebäugelt auch der Dritte im Bunde, der kroatische Vize-Weltmeister Ante Rebic, mit einem Wechsel ins Ausland.
Immerhin: Nach dem Verkauf von Jovic spült der Transfer des 25-jährigen Haller, der bei „einem positiven Verlauf der medizinischen Untersuchungen“ über die Bühne gehen wird, erneut viele Millionen in die Kassen der Frankfurter. Eine Ablösesumme von 40 Millionen Euro war zuletzt kolportiert worden, in den englischen Medien ist nun sogar von 49 Millionen Euro die Rede.
Ob die Eintracht um Sport-Vorstand Fredi Bobic das Geld aber wieder so gut reinvestieren wird, dass der Europa-League-Halbfinalist der Vorsaison erneut schlagkräftig auftreten kann, bleibt abzuwarten. Fehlen wird ohne Zweifel die Kaltschnäuzigkeit von Jovic - und vermutlich auch die Wucht, die der bullige Haller durch seine körperbetonte Spielweise auf den Platz brachte.
Wie groß der Anteil des Franzosen am Erfolg in den vergangenen beiden Jahren gewesen ist, entpuppte sich insbesondere in der Schlussphase der abgelaufenen Spielzeit. Als Haller, der in insgesamt 77 Partien für Frankfurt 33 Tore erzielte und 19 weitere vorbereitete, wegen einer Bauchmuskelverletzung fehlte, lief im Angriff nur noch wenig zusammen.
Und dennoch war für Hütter klar, dass der Verein Haller trotz eines gültigen Vertrags bis zum 30. Juni 2021 keine Steine in den Weg legen würde. „Wenn es die Angebote gibt, muss der Spieler selbst entscheiden, ob er bleiben oder eventuell eine andere Chance nutzen will“, hatte der Trainer zuletzt gesagt. Haller entschied sich für die andere Chance.
Dabei sind die „Hammers“ auf den ersten Blick keinesfalls eine sportlich reizvollere Adresse. Der Klub aus dem Osten der englischen Hauptstadt schloss die zurückliegende Saison nur auf dem zehnten Rang ab, spielt künftig nicht international. Andererseits aber locken regelmäßige Duelle mit dem FC Liverpool, Manchester City oder dem FC Chelsea - und angeblich ein Salär von umgerechnet sechs Millionen Euro jährlich.
„England ist schon interessant, eine attraktive Liga, auf die viele Leute schauen“, hatte Haller schon vor einigen Monaten gesagt. Künftig will er dort selbst zu den Attraktionen gehören. sid