Rudi Völler stapfte nach dem kurzen Rückflug missmutig in Richtung Ausgang des Köln-Bonner Flughafens, sein Trainer Heiko Herrlich folgte mit versteinerter Miene Richtung Mannschaftsbus. Dem Coach war wenige Stunden nach der bitteren 2:3 (0:1)-Niederlage in der Europa League beim FC Zürich im Gesicht abzulesen, dass er den Ernst der Lage erkannt hat und nach dem neuerlichen Rückschlag für die vor Saisonbeginn hochgehandelte und in der Liga auf Platz 13 dümpelnde Werkself mehr denn je um seinen Job fürchtet.
Herrlich, der im Letzigrund wieder mal viel mehr Schatten als Licht bei seiner von ihm offensichtlich schlecht präparierten Mannschaft gesehen hatte, helfen bis Ende des Monats wohl nur noch zwei Siege, wenn er seinen Kopf noch einmal aus der Schlinge ziehen will. Drei Punkte in der Liga bei Werder Bremen am Sonntag (18.00 Uhr/Sky) und drei Tage später ein Weiterkommen im DFB-Pokal bei Borussia Mönchengladbach könnten den 46-Jährigen retten. Nur gute Leistungen ohne Zählbares wären in der aktuellen Situation in diesen beiden Spielen zu wenig für Herrlich.
"Im Moment ist so, dass Vieles einfach gegen uns läuft. Es tut schon weh, wie unsere Gegentore teilweise derzeit fallen", sagte Herrlich und versank einmal mehr in Selbstmitleid. Zu seiner eigenen Situation wollte er sich nach der neuerlichen Horrorshow seines Teams nicht äußern: "Die Situation ist so wie sie ist."
Die Verantwortlichen um den neuen Bayer-Boss Fernando Carro und Sport-Geschäftsführer Völler hüllten sich ebenfalls in Schweigen, was dennoch viel aussagte. Immerhin gingen die Spieler mit sich selbst hart ins Gericht.
"Wir müssen uns an die eigene Nase packen. Wir haben viel zu wenig investiert. Im Moment machen wir alles falsch, was wir nur falsch machen können", sagte Jungnationalspieler Kai Havertz und ergänzte mit Blick auf das schwere Auswärtsspiel beim Tabellendritten an der Weser: "Jeder Einzelne hat Luft nach oben."
Der in Zürich indisponierte Abwehrchef Sven Bender, dessen vermeintlicher Ausgleich zum 3:3 in der Nachspielzeit fälschlicherweise vom Schiedsrichter nicht anerkannt worden war, nahm seinen Trainer in Schutz: "Er stellt uns gut ein. Mir tut es sehr leid, dass wir es nicht schaffen, das umzusetzen." Dann appellierte er an seine Kollegen: "Wichtig ist, dass wir die Köpfe oben halten und weitermachen." Er klang wie ein einsamer Rufer in der Wüste. sid