Der 47-Jährige vergleicht bewusst die Fußballerausbildung mit einer Musikerausbildung: "Da muss auch darauf geachtet werden, dass ich von Anfang an jeden Ton richtig spiele. Wenn ich falsche Töne akzeptiere, wird das Ganze nie stimmig. Nur wenn alle Töne hundertprozentig sitzen, bin ich in der Lage, ein tolles Konzert zu spielen. Diese Beharrlichkeit in der Ausbildung ist enorm wichtig für die Trainer."
Der Klavierspieler: Bundestrainer Joachim Löw. (Foto: firo)
Für Löw sind es nicht ausschließlich wirtschaftliche Gründe, warum die deutschen Klubs auf europäischer Ebene hinterherhinken. "Wir werden in Deutschland nicht das Geld eines Roman Abramowitsch haben. Trotzdem können wir mit Mannschaften wie Chelsea mithalten. Dazu brauchen wir aber alle die Bereitschaft, nach anderen Gründen zu suchen", sagte der Bundestrainer, der auf die Ergebnisse von Untersuchungen verweist, die der DFB seit einem Jahr durchführt und in einer Datenbank erfasst sind. Dabei geht es um Zweikampfverhalten, Passschnelligkeit und -präzision, Ballannahme und -mitnahme, Lauftempo und weitere Dinge. Bei der Analyse hat Löw bei den deutschen Teams vor allem Schwächen im Zweikampfverhalten ausgemacht, vor allem durch unnötige Fouls würden viele Freistöße verursacht, die zu Toren führen. "Ein solch schlechtes Zweikampfverhalten muss abgestellt werden, das ist elementar. Bei ganz großen Mannschaften sind diese Dinge enorm gut ausgeprägt. Die Spieler machen kaum Fehler in den einfachen Dingen. Da müssen wir ansetzen, und zwar schon in der Ausbildung", meinte der Bundestrainer.
Er wolle weder die Bundesliga kritisieren, noch belehren, aber richtig sei auch, "dass dies ein Thema für die Trainerausbildung im Allgemeinen ist. In diesem Bereich brauchen wir eine nachhaltige Optimierung".
Dass Vereinsfunktionäre wie Karl-Heinz Rummenigge (Bayern München) oder Dieter Hoeneß (Hertha BSC Berlin) beklagen, die Bundesliga sei international nicht konkurrenzfähig, ist für Löw nur die halbe Wahrheit. "Wir dürfen nicht als Fakt stehen lassen, dass andere Nationen mehr Geld haben. Möglicherweise haben andere Vereine auch deshalb mehr Geld, weil sie konzeptionell wahnsinnig gut arbeiten. Und weil Investoren vielleicht lieber da investieren, wo sie Konzepte, Kontinuität und eine Philosophie sehen. Geld kommt nur, wenn ein gutes Konzept vorhanden ist. Und nebenbei: Auch mit bescheidenen Mitteln kann man gut arbeiten."