Schalkes Mittelfeldspieler Johannes Geis (24) zog sich am Mittwoch um 14.04 Uhr Ortszeit einen Cappuccino. Bis das Heißgetränk im Speisesaal des Tageshotels Wanda in Langfang, wo sich Schalke einige Stunden vor dem Test gegen Hebei Fortune aufhielt, komplett in die weiße Tasse getröpfelt war, verging eine halbe Minute. Für Geis gehört Geduld fast schon Alltag.
Nach seiner einjährigen Ausleihe zum spanischen Erstligisten FC Sevilla, bei dem ihm sportlich der ganz große Durchbruch verwehrt blieb, versucht der Blondschopf, bei Schalke ein Empfehlungsschreiben für das Mittelfeld abzugeben. Im Training während der China-Tour hinterließ der Defensivmann bislang gute Eindrücke. „Er macht es super“, lobt Trainer Domenico Tedesco, „das gefällt uns sehr, sehr gut.“
Noch kann sich Johannes Geis für die Komplimente nichts kaufen. Da, wo sein Haupt-Arbeitsgebiet liegt, ist die Konkurrenz am größten. „Mit Omar Mascarell, Nabil Bentaleb, Weston McKennie oder auch Alessandro Schöpf haben wir mehrere Optionen auf der Sechser- und Achter-Position“, sagt Tedesco und schiebt nach: „Für Geis ist es bei uns nicht einfacher geworden.“ Vor der Abreise ins Reich der Mitte führten Tedesco und Geis „ein längeres, sehr offenes Gespräch“, wie es der Trainer umschreibt. Tedesco zeigte dem Rückkehrer seine Perspektive auf. „Es ist wichtig, dass die Jungs bei uns wissen, woran sie sind“, so Tedesco.
Johannes Geis, der im Sommer 2015 für 10,5 Millionen Euro aus Mainz verpflichtet wurde und bei Schalke nach wie vor in der Top-10 der teuersten Einkäufe platziert ist, hat sich dazu entschieden, den Kampf noch einmal aufzunehmen. Manager Christian Heidel: „Johannes sieht nach seiner Rückkehr aus Spanien topfit aus. Er spricht in den höchsten Tönen von Sevilla, auch wenn er dort nicht regelmäßig gespielt hat. Aber Fakt ist: Er muss in dieser Saison spielen. Der Junge ist 24 Jahre alt und braucht Wettkampfpraxis.“
Heidel geht die Konkurrenz-Situation im Mittelfeld durch. Seine Einschätzung: „Wenn Geis bei den Kandidaten, die für den zentralen Bereich in Frage kommen, an Position zwei auftaucht, ist das gut. Wenn er nur die Nummer fünf ist, wird es schwierig.“ Bis Ende Juli, wenn der Vorjahres-Zweite zum Höhepunkt der Sommer-Vorbereitung ins Trainingslager nach Mittersill (Österreich) aufbricht, soll Klarheit herrschen, wie es mit Geis auf Schalke weitergeht. Heidel: „Wir führen die Gespräche dann, wenn wir klare Kenntnis haben.“
Diese Kenntnis liegt bei Benedikt Höwedes (30/Vertrag bis 2020) bereits vor. Der werdende Vater flog nach dem Ende seiner Ausleihe zu Juventus Turin gar nicht erst mit ins Schalker China-Camp, sondern sondiert aktuell den Markt. Tedesco: „Ich hatte das letzte Mal mit Benedikt Kontakt, als er noch bei Juventus war. Sportlich hat sich an der Situation nichts verändert.“ Sollte Höwedes keinen neuen Klub finden, könnte es auf Schalke schwierig werden. Höwedes wäre dann ohne Perspektive im Training dabei, es gäbe zwangsläufig Konfliktpotenzial. Diese Situation wollen Schalkes Verantwortliche unbedingt vermeiden. „Eine schnelle Lösung wäre für beide Seiten wünschenswert“, so Manager Heidel.