Durchatmen, VfL Wolfsburg: Der 3:1-Sieg des Hinspiels über Holstein Kiel vom vergangenen Donnerstag hat gereicht, um in der nächsten Saison weiter in der Fußball-Bundesliga zu spielen. Zwar gewannen die Wolfsburger das gestrige Rückspiel in Schleswig-Holstein mit 1:0 (0:0) und entschieden damit wie schon in der vergangenen Spielzeit gegen Eintracht Braunschweig (1:0, 1:0) die Relegation für sich. Doch das Team von Trainer Bruno Labbadia ist im Holstein-Stadion mit einem blauen Auge davongekommen. Denn Kiel war über weiter Strecken die bessere Mannschaft. Robin Knoches Kopfballtor in der 75. Minute entschied allerdings die Partie.
Wie zuvor forsch angekündigt, nahm das Heimteam von Beginn an das Heft in die Hand. Mit ihren ganz sicher vorgetragenen Kombinationen über die technisch starken zentralen Spieler stellten die Kieler den VfL vor Probleme – und das, obwohl sie ihren besten Spieler Dominick Drexler (Oberschenkelverletzung) ersetzen mussten.
Trainer Labbadia hatte indes die gleiche VfL-Elf wie im Hinspiel vor vier Tagen auf den Rasen geschickte. Für Kapitän Paul Verhaegh (Kopfverletzung) und Daniel Didavi (Achillessehnenverletzung) hatte es nicht gereicht.
Zweitliga-Torschützenkönig Marvin Ducksch (9.), Aaron Seydel (14.), und David Kinsombi (45.) kamen in Hälfte eins gefährlich vor Koen Casteels zum Abschluss, trafen aber nicht. Der VfL hatte zwar hochkarätige Möglichkeiten jeweils nach Maximilian Arnolds Standards (2., 16.) sowie durch eine Einzelaktion Divock Origis (42.), doch die fußballerisch bessere Mannschaft war die der Kieler. Ein Klassenunterschied war nicht zu erkennen. Zur Erinnerung: Als die Wolfsburger vor zwei Jahren Real Madrid mit 2:0 besiegten, spielte Kiel in der 3. Liga.
Doch auch die Holsteiner hatten in Hälfte 1 einmal Glück. In der 17. Minute hatte Yunus Malli nach starker Vorarbeit Josuha Guilavoguis zum vermeintlichen 1:0 getroffen. Doch der Videoassistent griff ein, und Schiedsrichter Daniel Siebert nahm den Treffer zurück. Der Grund: Origi hatte beim Schuss dem Kieler Torhüter Kenneth Kronholm aus Abseitsposition die Sicht genommen.
Durchatmen auf der Kieler Bank, die angetrieben vom permanent wild gestikulierenden Trainer Markus Anfang das heißblütige Publikum im mit 12 000 ausverkauften Holstein-Stadion von Beginn an aufputschte. Die Zuschauer fühlten nach dem Halbzeitpfiff: Hier geht noch was.
Und sie hatten Recht. Kiel bestimmte die Partie auch nach dem Seitenwechsel. Zunächst bekam Ducksch nicht genug Druck hinter den Ball (47.), dann entschärfte Casteels Seydels artistischen Hacken-Versuch mit einem starken Reflex (48.).
Holstein Kiel war weiter griffig, hart in den Zweikämpfen und dazu sicher im Aufbau. Es war zu merken: Diese Mannschaft ist gefestigt, weil sie schon lange zusammenspielt. Der VfL hingegen zitterte lange um seine Bundesliga-Zukunft, drängte dann gegen Ende auf die endgültige Entscheidung.
Ausgleich für Kiel zurückgepfiffen
Arnolds Schuss wurde noch zur Ecke geblockt, aber die anschließende Hereingabe nickte Knoche aus fünf Metern zum 1:0 ein (75.). Kiel war geschlagen, gab sich aber nicht auf.
Der Kopfballtreffer Rafael Czichos’ vier Minuten vor dem Ende wurde wegen eines Handspiels erst nach dem Eingriff des Videoassistenten zurückgenommen. Im Holstein-Stadion hallte es in der Nachspielzeit „Und ihr wollt 1. Liga sein“. Ja, der VfL bleibt erstklassig. Aber Holstein hat sich sehr teuer verkauft.