Nach dem dramatischen 3:3 (1:1) gegen Europacup-Konkurrent TSG Hoffenheim schlug Matthias Ginter durchaus kritische Töne an. Nicht nur, dass der Innenverteidiger von Borussia Mönchengladbach trotz seines Ausgleichs in der 90. Minute von einem verlorenen Sieg für seine Fohlen sprach. Den Weltmeister nervt es offenbar, dass bei der Borussia die Muskelverletzungen in dieser Saison ausufern. Gleich neun Gladbacher fielen und fallen wegen einer Muskelverletzung über mehrere Wochen aus. „Das ist nicht unbedingt Zufall“, betont Ginter, der als einziger Borusse keine Bundesliga-Minute in 27 Pflichtspielen verpasst hat.
Seine Kritik auch an dem einen oder anderen Kollegen spezifizierte der ehemalige Dortmunder so: „Profis sollten sich auch professionell verhalten. Dazu gehören Regeneration, Ernährung, ein sportgerechtes Verhalten im Alltag, auch die Trainingssteuerung. Ich denke, dass wir nach der Saison jeden Stein umdrehen sollten, um den Grund für die vielen Muskelverletzungen herauszufinden.“
Die Liste der Gladbacher Ausfälle mit Muskelpein ist lang: Reece Oxford, Denis Zakaria, Ibrahima Traoré, Julio Villalba, Mamadou Doucouré und aktuell vom Hoffenheim-Spiel Raúl Bobadilla sind spielunfähig. Torjäger Raffael kehrte gegen Hoffenheim nach einer hartnäckigen Wadenmuskelblessur nach acht Spielen Pause inklusive einem verfrühten Comeback in Stuttgart (0:1) als Joker zurück auf den Rasen. Auch Patrick Herrmann und Jonas Hofmann nahmen sich schon Pausen wegen Muskelfaserrissen.
Problem schon lange bekannt - Lösungen greifen nicht
Die Problematik ist bei der Borussia nicht neu. Im vergangenen Sommer verpflichtete Sportdirektor Max Eberl aus diesem Grund mit Andreas Schlumberger ein medizinisches Bindeglied zwischen Ärzten, Physiotherapeuten und Trainerstab. Der 51-jährige Ulmer war zuvor für Bayern München und Borussia Dortmund im Einsatz, beim BVB als Fitnesstrainer unter Jürgen Klopp, sollte ein Auge auf die Schwachstelle der Fohlen haben. Doch die Muskelverletzungen nahmen im Vergleich mit der Vorsaison sogar zu.
„Wir müssen nach der Saison alles genau analysieren“, verspricht Trainer Dieter Hecking, der sicher auch darüber nachdenkt, ob seine Trainingssteuerung immer passt. Aus einer Überbelastung durch zu viele Spiele dürfte das Problem kaum herrühren. Matthias Ginter: „Bei uns haben ohne Europa und DFB-Pokal viele nur eine Einfach-Belastung.“ Zum jetzigen Zeitpunkt hatten die Gladbacher 2017 bereits zwölf Europapokal- und zwei DFB-Pokalspiele mehr in den Muskeln.