Der Zeitpunkt für breite Solidarität ist günstig: Kommenden Monat spielt die Fußball-Bundesliga gleich zweimal an einem Montag. Am 19. Februar Eintracht Frankfurt gegen RB Leipzig und eine Woche später Borussia Dortmund gegen FC Augsburg.
Aus Protest wollen immer mehr BVB-Fans von der Südtribüne ihre Tickets am 26. Februar verfallen lassen und das Heimspiel boykottieren. Sogar die eigene Fanabteilung will sich an dem Protest beteiligen und ihre Infostände am Spieltag schließen.
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„Es ist an der Zeit, der Kommerzialisierung und Profitmaximierung verstärkt entgegenzuwirken“, begründet die Protestbewegung ihren Sturmlauf. Im neuen Fernsehvertrag hatte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) diese Saison erstmals fünf Montagsspiele verankert.Das „Bündnis Südtribüne“ vermutet: Das war erst der Anfang. In einschlägigen Online-Foren wird eine Ausweitung von Montagsspielen im nächsten TV-Vertrag befürchtet, der 2019 ausgeschrieben wird. Ihre Sorge: Fans könnten noch seltener zu Auswärtsspielen reisen.
Nun nimmt ihnen ausgerechnet die DFL den Wind aus den Segeln. Das Versprechen, das dieser Redaktion schriftlich vorliegt, lautet: Es wird auch ab der Saison 2021/22 nicht mehr als fünf Montagsspiele geben. Begründung: Montagsspiele sind mitnichten ein gutes Geschäft. „Bei der DFL gibt es derzeit keine Pläne, die Anzahl der Montagsspiele auszuweiten“, schreibt die DFL in der Stellungnahme. Die Einführung des zusätzlichen Spieltags am Montag sei ohnehin „nicht aus kommerziellen Gründen“ geschehen.
Wörtlich heißt es bei der DFL: „Auf die Montagsbegegnungen entfällt weniger als ein Prozent der Medienerlöse.“ Bei 1,16 Milliarden Euro pro Jahr also etwa 11,6 Millionen Euro. Allein „sportliche Gründe“ hätten für den Montag gesprochen: als Entlastung für Europa-League-Starter.
„Betroffene Klubs und Sportdirektoren hatten zuvor immer wieder — auch öffentlich — darum gebeten, nach internationalen Spielen am Donnerstag nicht bereits wieder am Samstag antreten zu müssen“, so die DFL.
Vor diesem Hintergrund seien insgesamt zehn Ausweichtermine beschlossen worden — fünf am Sonntag und fünf am Montag. Dazu die DFL: „Dies geschah mit Blick auf einen Interessenausgleich zwischen Amateurfußball einerseits und mitreisenden Fans andererseits.“
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Tatsächlich darf die Bundesliga seit dieser Saison an manchen Spieltagen von Freitag- bis Montagabend zu sieben unterschiedlichen Uhrzeiten spielen, darunter Sonntag um 13.30 Uhr und am Montag um 20.30 Uhr. Für viele Fans sind manche Spieltage eine Zumutung bei der Anreise.Der DFL-Geschäftsführer gab kürzlich auf dem Neujahrsempfang in Frankfurt/Main zu bedenken: „Wir haben nach wie vor die wenigsten Anstoßzeiten aller europäischen Top-Ligen“, so Christian Seifert. „Unser Spielkalender ist seit 2009 nur unwesentlich verändert worden.“
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Was in der Diskussion oft vergessen wird: Auch im Europapokal müssen Fans unter der Woche Reisestrapazen auf sich nehmen und womöglich Urlaubstage nehmen. Außerdem: Spielt die erste Liga an einem Montag, wird die 2. Liga entlastet, die sonst diesen Spieltermin besetzen muss. In dieser Saison wurde auch die Zahl der Englischen Wochen von vier auf zwei reduziert.
Die Klubs gehen das Thema Montagsspiele ungern an. Die Debatte ist zunehmend aufgehitzt. Auch die Klubs meinte Seifert, als er kürzlich sagte: „Sich waschen, ohne nass werden zu wollen, ist zwar eine deutsche Spezial-Disziplin — sie funktioniert aber nicht einmal mehr im Fußball.“