Probe-Trainer Florian Kohfeldt wusste, bei wem er sich besonders bedanken musste. Hattrick-Held Max Kruse durfte nach seiner Gala beim 4:0 (1:0)-Sieg gegen Hannover 96 schon kurz vor dem Abpfiff die Ovationen der fast 40 000 Werder-Fans genießen. Der zunächst für sechs Spiele engagierte Coach nahm den Hauptdarsteller kurz vor dem Schlusspfiff vom Platz und ermöglichte ihm so den Sonderapplaus.
Der Held beim ersten Sieg unter Kohfeldt war Kruse, der drei Tore (55., 59., 78. Minute) selber schoss und den Treffer von Fin Bartels (39.) vorbereitete. So kam Werder am Sonntagabend beim ersten Sieg seit 204 Tagen zu genauso viel Toren wie in elf Spielen zuvor und rückte in der Fußball-Bundesliga auf den Relegationrang 16 vor.
Kohfeldt strahlte und war nach dem großen Abend einfach nur «sehr glücklich». Beim kollektiven Lob vergaß der 35-Jährige keinen seiner Spieler. «Es war ein verdienter Sieg für uns. Das passte heute insgesamt sehr gut», bilanzierte Kohfeldt. «Und Max ist ein absolut wichtiger Spieler für uns, nicht nur wegen seiner Tore.»
Der Held des Abends blieb bescheiden. «Die Mannschaftsleistung hat heute gestimmt. Alles, was wir uns vorgenommen haben, haben wir heute umgesetzt», sagte Kruse. «Er ist einfach ein feiner Fußballer», lobte 96-Manager Horst Heldt den dreifachen Torschützen: «Er ist schon außergewöhnlich, nicht nur wegen der Tore.» Die vielen Ausfälle seines Teams wollte er als Erklärung nicht gelten lassen und meinte: «Vielleicht ist es besser, eine richtige Klatsche zu kriegen.»
Die Bremer spielten vor 41 500 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion engagiert und mutig nach vorn und zeigten sich deutlich offensiver als unter Nouri. Ein Plus an Torchancen und Treffern war Ausdruck dieses Übergewichts.
Die Bremer spielten keinesfalls wie ein Abstiegskandidat und überzeugten wie schon in der ersten Halbzeit gegen Frankfurt (1:2) - bei Kohfeldts erstem Einsatz an der Linie. «Es macht wieder Spaß, hier Fußball zu schauen», lobte der Stadionsprecher schon in der Pause und kritisierte damit indirekt Nouri.
Der stark in die Saison gestartete Aufsteiger bot hingegen eine seiner schwächsten Leistungen. Die durch die Ausfälle von mehreren Stammspielern geschwächten Hannoveraner kamen kaum zu Offensivaktionen und hatten auch in der Defensive Mühe.
Für den fehlenden Torwart Philipp Tschauner stand Michael Esser zwischen den Pfosten. Er hatte deutlich mehr zu tun als sein Gegenüber Jiri Pavlenka. Der aus Darmstadt gekommene Esser, der zuvor nur ein Pokalspiel für 96 absolviert hatte, erwies sich als sicherer Rückhalt; angesichts der Fehler seiner Mitspieler konnte er einem aber leid tun.
Nachdem Esser die ersten Chancen der Bremer noch mit starken Reflexen verhindert hatte, war der Schlenzer von Bartels nach einem herrlichen Pass von Kruse nicht halten. Vorausgegangen war ein Fehler von Hannovers Pirmin Schwegler, den Bartels zu einem Konter nutzte.
Während die Bremer sich einige Tormöglichkeiten erarbeiteten, hatten Hannovers Stürmer kaum Chancen. Der Ex-Bremer Martin Harnik und Jonathas erhielten wenig verwertbare Zuspiele. Das umstrukturierte 96-Mittelfeld, konnte nur ganz selten den Ball gefährlich auf die Angreifer spielen.
Die erste Torchance hatte Hannover erst direkt nach dem Wiederanpfiff, aber Pavlenka parierte hervorragend gegen den frei vor ihm auftauchenden Harnik - die Tore fielen auf der anderen Seite: Der überragende Kruse verwandelte zunächst einen Pass von Philipp Bargfrede, der einen Fehler von Sebastian Maier zu einem Konter nutzte. Und schon vier Minuten später schlenzte der zu Beginn der Saison verletzte Angreifer den Ball nach Bartels-Pass schön am chancenlosen Esser vorbei ins Netz.