Hasan Salihamidzic winkte kurz in den Medienraum, doch viel mehr als diese Geste hatte der Sportdirektor des FC Bayern aus den Unterredungen mit Präsident Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nicht mitgebracht zur Pressekonferenz am Freitagnachmittag. Das wurde schon bei der ersten Frage nach dem Anforderungsprofil für den künftigen Trainer deutlich.
Tuchel als naheliegende Lösung
„Das ist etwas, was wir intern diskutieren. Da sind wir gerade dabei“, antwortete Salihamidzic. Ob der Nachfolger des am Donnerstag beurlaubten Carlo Ancelotti deutschsprachig sein solle? „Das wäre auch gut“, sagte der ehemalige Profi. Immerhin so viel stand für Salihamidzic fest: „Wir brauchen einen Trainer, der alle Probleme, die wir haben, anpackt.“ Und: „Ich erwarte eine ganz klare Reaktion von der Mannschaft. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Das Spiel muss gewonnen werden.“ Am Sonntag(15.30 Uhr/Sky) treten die Münchener bei Hertha BSC an.
Lange hatte es gedauert, bis sich der FC Bayern entschieden hatte, wie er am Tag nach Ancelottis Aus auftreten soll. Doch auch nach der kurzfristig angesetzten Pressekonferenz mit Salihamidzic blieb größtenteils ungeklärt, wie es weitergeht. Dass Ancelottis bisheriger Co-Trainer Willy Sagnol, 40, länger bleiben wird, gilt als unwahrscheinlich. Zumal die Münchener ihren langjährigen Rechtsverteidiger (2000 bis 2009) sofort als Interimslösung bezeichnet hatten. Uli Hoeneß hatte ja schon tags zuvor erklärt: „Wir haben keinen Zeitdruck, aber nach der Pause von zwei Wochen wollen wir eine Lösung haben.“
Als aussichtsreicher Cheftrainer-Kandidat gilt Thomas Tuchel, 44, der seit seinem Abschied von Borussia Dortmund im Mai vereinslos ist und zudem ein Haus in München besitzt. Angeblich soll es schon erste Sondierungsgespräche gegeben haben, wofür der Auftritt von Salihamidzic aber eher nicht sprach. Oder aber dafür, dass diese ergebnislos verlaufen sind.
Tuchel wäre eine naheliegende Lösung, weil er eine ähnliche Lehre wie Ancelottis Vorgänger Pep Guardiola verfolgt und der zuletzt unsortierten Mannschaft einen weitgehend vertrauten Stil vermitteln könnte. Dass Tuchel als nicht pflegeleicht gilt und im Unfrieden vom BVB ging, sorgt allerdings auch bei den Bayern für Skepsis.
Rummenigge hatte in der Vergangenheit bekundet, dass ihm Tuchel „immer gut gefallen“ habe. Hoeneß soll laut Bild-Zeitung allerdings auch eine andere Idee erwägen. Demnach kann er sich übergangsweise bis zum Sommer eine Doppellösung vorstellen – mit dem ehemaligen Profi und Amateurtrainer Mehmet Scholl, 46, sowie mit dem langjährigen Co-Trainer Hermann Gerland, 63, seit diesem Sommer sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums.
Nagelsmann, Enrique und Klopp
Mit einer derartigen Variante würden die Bayern Zeit gewinnen, um eine dauerhafte Lösung für die kommende Saison zu finden. Realistischer wäre dann auch eine Verpflichtung von Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann. Genannt wird als weiterer Kandidat, zumindest für die kommende Saison, Liverpools Trainer Jürgen Klopp, 50. Ins Gespräch gebracht wurde auch der ehemalige Trainer des FC Barcelona, der derzeit vereinslose Luis Enrique, 47.
Fast noch spannender als die Trainerlösung wird zu beobachten sein, wie diese zwischen Hoeneß und Rummenigge zustande kommt. An Einigkeit hatte es zuletzt mehrfach gemangelt, nicht nur bei der Suche nach einem Nachfolger des ehemaligen Sportvorstandes Matthias Sammer. Es wird nun auch um die Frage gehen, wer sich mit seinen Vorstellungen durchsetzt.