Das Treffen dauerte etwas über drei Stunden und fand im Rhein-Main-Gebiet auf halber Strecke vom bayerischen Wohnort des Trainers statt. Am Ende stand der Beschluss fest: Sportvorstand Christian Heidel und Trainer Markus Weinzierl probieren es noch einmal. Im zweiten Versuch wollen sie gemeinsam den FC Schalke 04 dahin führen, wo er nach ihrer Ansicht hingehört: ins internationale Fußball-Geschäft. Zur großen Analyse hatte sich Heidel reichlich Notizen mitgebracht.
Auch Weinzierl war vorbereitet und durchleuchtete die komplette Saison, die für Schalke aus verschiedenen Gründen ernüchternd auf dem zehnten Platz endete. Das Gespräch drehte sich zu keinem Zeitpunkt in eine Richtung, in der es für den Fußball-Lehrer perspektivisch hätte eng werden können. Heidel hatte vor der gemeinsamen Saison-Aufarbeitung für die Zukunft „ein klares taktisches Konzept“ vom Trainer gefordert.
Schalke ist ein besonderer Verein, der nicht einfach ist. Aber wenn man Erfolg hat, dann ist es hier sehr, sehr schön
Ex-Schalke-Profi Kevin Kuranyi
Weinzierl und Heidel kamen im wichtigsten Punkt überein, dass man gemeinsam einen neuen Anlauf nehmen und es in der Saison 2017/2018 erheblich besser machen will als noch im Vorjahr mit den fünf Pleiten zum Start. Dafür soll der Kader auf 22 Feldspieler plus drei Torhüter verkleinert und qualitativ aufgepeppt werden.
Mit Bertrand Traoré (Ajax Amsterdam) steht ein Flügelflitzer weit oben auf Schalkes Einkaufszettel. Traoré überzeugte vor allem beim 2:0-Sieg von Ajax gegen Schalke im Europa-League-Viertelfinale. Der 21-Jährige gehört aber nicht den Amsterdamern, sondern Stammverein FC Chelsea. Als Ablösesumme sollen rund 15 Millionen Euro für den trickreichen Nationalspieler von Burkina Faso im Raum stehen. Schalke, das von Chelsea bereits den derzeit noch verletzten Außenverteidiger Abdul-Rahman Baba ausgeliehen und mit den Londoner Verantwortlichen gute Erfahrungen am Verhandlungstisch gemacht hat, käme ein Leihgeschäft finanziell entgegen. Dadurch wäre der Spielraum für weitere Einkäufe größer. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht das Verpflichten eines Nachfolgers von Linksverteidiger Sead Kolasinac, dessen Wechsel zum frischgebackenen FA-Cup-Sieger FC Arsenal in Kürze offiziell bekannt gegeben werden soll.
Sportliche Leitung ist gefordert
Zwischen 20 und 30 Millionen Euro sollen Christian Heidel für Aktivitäten auf dem Transfermarkt zur Verfügung stehen. Dadurch, dass Schalke einen neuen Trikot-Ärmel-Sponsor an Land gezogen und im TV-Ranking in der neuen Saison mehr Millionen-Erlöse erzielt, kann das unbefriedigende letzte Bundesliga-Jahr zu großen Teilen abgefedert werden. Zudem werden alleine durch die Abgänge von Klaas-Jan Huntelaar und Dennis Aogo über zehn Millionen Euro an Gehältern eingespart.
Zur Vorbereitung auf die neue Spielzeit ist die komplette sportliche Leitung allerdings stark gefordert. Ex-Stürmer Kevin Kuranyi (217 Profi-Einsätze, 90 Tore für Schalke) warnt: „Wenn man eine Saison nicht so gut gespielt hat und Schwierigkeiten hatte, dann muss man natürlich auch aufpassen. Man muss jetzt gute Wechsel machen, gute Spieler holen, vielleicht ein paar Leute verkaufen. Einige gehen ablösefrei. Aber ich denke, Schalke wird das gut hinkriegen.“
Auf der Verkaufsliste stehen unter anderem die Offensivleute Yevhen Konoplyanka und Franco Di Santo, die in der vergangenen Saison aus Leistungs- und Verletzungsgründen nur Statistenrollen einnehmen konnten.
Kuranyi ist trotz des schwachen Debüt-Jahres von Christian Heidel und Markus Weinzierl überzeugt. „Beide haben in anderen Vereinen gute Arbeit gemacht. Vielleicht brauchen sie jetzt etwas Zeit, um den Erfolg zu Schalke zu bringen.“ Kuranyi weiß: „Schalke ist ein besonderer Verein, der nicht einfach ist. Aber wenn man Erfolg hat, dann ist es hier sehr, sehr schön.“
Ob Schalkes Sportliche Leitung in den Genuss kommen wird, die guten Zeiten auf Schalke kennenzulernen, wird sich schon früh in der neuen Saison entscheiden.