Mal angenommen, Borussia Dortmund hätte bei seinen sieben Unentschieden dreimal die volle Punktzahl mitgenommen und statt fünfmal verloren noch einmal häufiger gewonnen: Die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel wäre mit 55 statt 46 Punkten unangefochtener Zweiter, den Rückstand auf den FC Bayern würde man mit sieben Zählern als normal einordnen – alles in allem also würde man dem BVB eine weitgehend tadellose Ausbeute attestieren.
Abgesehen von in der Realität fehlenden Punkten sind natürlich noch einige nicht zufriedenstellende Leistungen wie am vergangenen Freitag beim dürftigen 1:0-Sieg über den FC Ingolstadt dafür verantwortlich, dass an der Saisondarbietung der Schwarz-Gelben einiges beanstandet wird. Für den Vorsitzenden der Geschäftsführung, Hans-Joachim Watzke, jedoch noch lange kein Grund, an einer insgesamt erfolgreichen Spielzeit zu zweifeln.
In der aktuellen Sportbild hat Watzke den Ist-Zustand analysiert und den Soll-Zustand skizziert. „In den Pokalwettbewerben sind wir im Soll. Die Champions-League-Spielzeit verdient jetzt schon die Note 2. Sollten wir Monaco schlagen, würde es ein „Sehr gut“, sagt der BVB-Boss, warnt aber davor, den Viertelfinalgegner AS Monaco zu unterschätzen: „Monaco ist ein gutes Los, wobei hierzulande viele noch unterschätzen, wie stark dieses Team wirklich ist. Die Chancen stehen 50:50.“
Auch im sportlichen Alltagsgeschäft sieht Watzke die Tuchel-Elf auf einem guten Weg: „In der Bundesliga wäre es eine gute Saison, wenn wir Zweiter werden. Rang drei wäre in Ordnung.“ Watzke erfreut sich daran, dass die Mannschaft die Lücke zum derzeitigen Tabellenzweiten RB Leipzig schließen konnte: „Sie hatten Anfang Februar noch elf Punkte Vorsprung auf uns, doch die sind auf drei zusammengeschmolzen. Insgesamt betrachtet glaube ich: Wenn wir nach den nächsten drei Spielen auf einem direkten Champions-League-Platz stehen, geben wir ihn auch nicht mehr ab.“
Einen Trainer gegen seine Überzeugung zu halten, macht ganz grundsätzlich betrachtet keinen Sinn
Hans-Joachim Watzke
Watzke betonte nochmal, sich erst nach der Saison mit Thomas Tuchel zusammenzusetzen und „die Dinge ganz unaufgeregt besprechen“ zu wollen, was eine weitere Zusammenarbeit mit dem Trainer über den 2018 endenden Vertrag hinaus angeht. Auf mögliche Abwanderungsgedanken Tuchels oder vermeintliche Offerten anderer Klubs (zum Beispiel des FC Arsenal) wollte der Borussia-Chef nicht eingehen, er sagte aber: „Einen Trainer gegen seine Überzeugung zu halten, macht ganz grundsätzlich betrachtet keinen Sinn.“
Für den Fall der Fälle, einen neuen Trainer verpflichten zu müssen, sei der BVB aber gerüstet: „Es wäre ja prinzipiell total fahrlässig für einen professionellen Klub, wenn man nicht immer auf alle Eventualitäten vorbereitet wäre.“ Ob dieser dann Julian Nagelsmann (TSG Hoffenheim) oder Hannes Wolf (VfB Stuttgart) heißen könnte, wollte Watzke nicht kommentieren. Stattdessen lobte er Tuchel: „Wir haben einen hervorragenden Trainer.“