Dann wird der Bundesliga-Debütant sogar ein wenig forsch: „Damit sind wir wieder in Schlagweite und freuen uns auf die Chance, zu Hause gegen Wolfsburg nachzulegen.“
Walpurgis ist eine Ausnahmeerscheinung: Keiner seiner Amtskollegen kann das Hauen und Stechen um den Ligaverbleib derart unbefangen angehen wie er. Samstag feierte Walpurgis, zuvor lediglich bis zur Dritten Liga unterwegs, beim 1:0 in Darmstadt einen gelungenen Bundesliga-Einstand. In seinen ersten Tagen habe er sich ganz auf die Möglichkeiten und Stärken seines Teams konzentriert. Denn: „Wir wurden in Darmstadt auch mit dem Quäntchen Glück belohnt, das in den Wochen davor gefehlt hat.“
Hätte ich mir im Moment der Vertragsunterzeichnung eine Trainingswoche ausmalen dürfen, sie hätte so ausgesehen, wie sie wirklich verlaufen ist
Maik Walpurgis
Glück, das der Kollege Norbert Meier weiterhin vermisst. Die Darmstädter Fans verlieren zunehmend die Geduld mit ihrem Trainer. Pfiffe und „Meier raus“-Rufe begleiteten ihn nach Abpfiff. Dass er anders als Walpurgis 90 Minuten lang regungslos auf seinem Bankplatz saß, nimmt ihm der eigene Anhang übel. Meier bemühte in seiner Spielanalyse im Kern die Redewendung vom Pech, das hinzukommt, wenn besagtes Glück eh schon fehlt. „Wenn man seine Chancen nicht nutzt, kommt man durch ein schönes Tor ins Hintertreffen. In so einem Spiel kommt dann mit dem nicht gegebenen Elfmeter alles zusammen.“ Und jetzt wartet auch noch der FC Schalke 04. Maik Walpurgis dürfte ein starkes Interesse daran hegen, dass Königsblau seinen Höhenflug fortsetzt und der direkten Ingolstädter Konkurrenz am Sonntag die nächste Niederlage zufügt – während Walpurgis selbst auf eine Erfolgsserie für Ingolstadt hofft.
Der Sieg zum Amtsantritt war jedenfalls die Krönung einer ganz wunderbaren Anfangszeit bei den Schanzern: „Hätte ich mir im Moment der Vertragsunterzeichnung eine Trainingswoche ausmalen dürfen, sie hätte so ausgesehen, wie sie wirklich verlaufen ist“, schwärmt Walpurgis. Der Mann strotzt vor Selbstvertrauen.
Markus Gisdol wirkte vor einigen Wochen noch ähnlich, als er das Traineramt beim Hamburger SV übernahm. Ihn holte inzwischen die Realität ein. Der HSV-Trainer hat angeordnet, sich vor dem Nord-Derby am Samstag gegen Werder Bremen in ein dreitägiges Trainingslager zurückziehen. Barsinghausen bei Hannover heißt das Ziel. Das Signal, das von dieser Maßnahme ausgeht: Die latent verunsicherte Mannschaft braucht Ruhe, muss sich voll fokussieren. In der niedersächsischen Provinz will Gisdol den Grundstein für die so dringend nötige Trendwende legen. Der Tabellenletzte wartet weiterhin auf den ersten Saisonsieg.
Sollte der ausgerechnet im Derby gegen den Erzrivalen gelingen, käme das einer Befreiung gleich. Das traditionsbeladene Nordduell steht ganz im Zeichen des Abstiegskampfes. Denn nicht nur dem HSV steht mit erst drei Zählern das Wasser bis zum Hals, sondern auch den Bremern nach dem 1:2-Schock in letzter Minute gegen Frankfurt. Nach vier Pleiten in Folge ist Werder auf Rang 16 zurückgerutscht. Werder-Trainer Alexander Nouri gibt sich vor dem Krisen-Derby kämpferisch: „Wir hatten viele Phasen, die gut waren. Jetzt gilt es, diese Phasen auszubauen.“ Dieser Satz hätte nach dem verdienten 2:2 in Hoffenheim auch von Markus Gisdol stammen können. Denn es geht weiter, immer weiter: In knapp zwei Wochen muss der HSV in Darmstadt seine Erstliga-Tauglichkeit nachweisen. Und Werder empfängt den FC Ingolstadt.