Auch der 60. Geburtstag, den Herget am Samstag begeht, wird nicht für übermäßigen Wirbel sorgen. „Das ist kein großes Thema, ich feiere im kleinen Kreis“, verrät der ehemalige Libero im RS-Gespräch. Auch in den Fußballschulen, in denen Herget tätig ist, ist nach den Herbstferien weniger los – und die Hallensaison hat ja auch noch nicht begonnen.
Denn dann ist er mit den Schalker Oldies unterwegs, ist bei der Traditionsmannschaft der Königsblauen, die unter anderem am 11. NRW-Traditionsmasters am 2. Januar 2016 in Mülheim aufläuft, eine feste Größe. Das Motto „einmal Schalker, immer Schalker“ gilt für den Gelsenkirchener aber nicht ohne Einschränkung: „Schalke war eine Episode in meiner Laufbahn, die beste Zeit hatte ich jedoch in Uerdingen“, gibt der 237-fache Erstliga-Profi zu Protokoll.
Herget vermisst bei seinen Ex-Klubs die Geduld
Auch in der Nationalmannschaft machte er Karriere, brachte es zwischen 1983 und 1989 auf 39 Einsätze. Eine respektable Zahl, aber auch keine, mit der er in den Statistiken ganz vorne auftauchen würde. „Heute kommt man natürlich viel schneller auf 39 Länderspiele. Aber damit hadere ich nicht. Schließlich bin ich erst mit 27 Jahren zum ersten Mal berufen worden, dafür sind’s doch noch grandios viele geworden.“ Dass das Theater, das aktuell rund um den DFB herrscht, auf die Mannschaft abfärbt, glaubt Herget im Übrigen nicht: „Das wäre ein Alibi.“ Auf dem Weg zur Europameisterschaft sollte dies kein Stolperstein darstellen. „So wie das deutsche Team aufgestellt ist, sollte es das Finale erreichen, zumindest wenn alle verletzungsfrei bleiben.“
Deutschland ist so aufgestellt, dass die Mannschaft das EM-Finale erreichen sollte
Herget traut dem DFB-Team viel zu
Größere Probleme, die Kurve zu kriegen, sieht er da schon bei Schalke 04. „Noch stehen sie ganz gut da. Doch der hervorragende Start relativiert sich gerade. Ich glaube zu Beginn wurde der Fehler gemacht, dass alles zu euphorisch gesehen wurde. Man sollte der jungen Mannschaft aber zugestehen, dass sie noch Zeit zur Entwicklung braucht.“
Diese Geduld vermisst er auch bei einem weiteren Ex-Klub: Rot-Weiss Essen. „Dort gibt es den Anspruch, oben mitzuspielen, jedes Jahr werden dann aber zehn oder zwölf neue Spieler geholt. Da fehlt mir der langfristige Plan“, bemängelt der ehemalige Rot-Weisse. Und Uerdingen, die alte Liebe? Mit der Arbeitsweise an der Grotenburg kann sich der gebürtige Erzgebirgler „nicht identifizieren“. Nach dem Abstieg aus der Regionalliga wurde dort gleich wieder von einem geplanten Doppel-Aufstieg geredet – was einen so bodenständigen Typen wie Herget aber eher mit dem Kopf schütteln lässt.