Und verließ an dem so wichtigen Datum – dem 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald – ihre Arbeitsstätte. Eine gute Dreiviertelstunde dozierte sie über das Schicksal von Franz Hippler. RS sprach mit ihr über Zufälle, die Arbeit des BVB im Kampf gegen „Rechts“ und Komplizen bei ihrer Arbeit.
Frau Klüßendorf, Ihre Arbeit hat normalerweise wenig bis gar nichts mit Fußball zu tun. Wie kommt es, dass Sie auf einmal hier im Borusseum stehen? Um ehrlich zu sein: Es war ein Zufall. Wobei ich ja nicht glaube, dass es Zufälle gibt. BVB-Archivar Gerd Kolbe war vor etwa sechs Monaten in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald und ich habe die Führung gemacht. Allerdings nur als Vertretung, da ein Kollege ausgefallen war. Ich mache meinen Job im dortigen Förderverein nun seit gut sechs Jahren. Und so hat sich diese schöne Gelegenheit ergeben. Für mich kam die Einladung überraschend, jedoch habe ich sie sehr gern angenommen..
Haben Sie trotz der für Sie überraschenden Einladung mit etwas mehr Präsenz aus dem Gesamtverein gerechnet? Wenn noch viel mehr Personen aus dem Verein gekommen wären, hätte ich mich natürlich gefreut. Aber nehmen Sie mich als Beispiel: Ich kann an so einem wichtigen Tag auch nicht an meinem Arbeitsplatz sein.
Denken Sie denn, dass der Verein eine gute Art und Weise hat, mit diesem schwierigen Thema umzugehen? Mein Eindruck ist, dass es hier sehr strukturiert funktioniert. Ich denke jedoch, dass sich die Leute aus den großen Vereinen vielmehr als Personen, nicht als Klubleitung äußern sollen.
Bei der Kundgebung „Essen stellt sich quer“, zu der auch die Rervierklubs eingeladen waren, kamen aus Gelsenkirchen und Dortmund keine Vertreter... Da muss man sich die Frage stellen: Ist es notwendig, dass man sich mit so einer großen Macht dagegen stellt? Um auch hier klar zu sprechen – viele der Köpfe der derzeitigen Bewegungen sind Funktionäre der NPD und wie wir inzwischen wissen auch kriminell, mit denen würde ich auch nicht reden, reden würde ich gern mit den sogenannten Mitläufern.
Zurück zu Ihrer Arbeit in Buchenwald. In Schwerte – in einer Außenstelle des ehemaligen Konzentrationslagers – sollen Flüchtlinge untergebracht werden. Was geht da in Ihnen vor? Wir haben uns ja zu diesem Thema schon geäußert. Das geht einfach nicht! Und da wir ja hier in der BVB-Familie sind, kann ich das ja sagen: Das ist eine Sauerei.
Womit wir wieder beim Verein sind. Haben Sie neben dem BVB weitere prominente Unterstützer in Ihren Reihen? Die Schauspielerin Iris Berben ist Mitglied, ich habe mich sehr gefreut, dass wir sie für unser Anliegen sehr unkompliziert gewinnen konnten. Sie hat mir einmal gesagt „Komplizen findet man immer“. Das meinte sie natürlich positiv. Gerd Kolbe hat mir versichert, dass wir bald auch Komplizen werden.
Dann werden Sie wohl doch etwas mehr mit dem Fußball zu tun haben... Ich wurde schon zu einem Spiel eingeladen. Das nehme ich natürlich sehr gerne an. Am liebsten würde ich gegen die Bayern herkommen. Mein Sohn Tim ist Fan vom FCB. Natürlich gewinnt die Borussia (lacht).