Ganz in der Nähe der letzten Ruhestätte seines alten Freundes und Parteigenossen Heinrich Czerkus – einem anderen Borussen, der dem NS-Regime ebenfalls zum Opfer fiel. Um Hipplers Schicksal drehte sich der Vortrag von Anke Klüßendorf, die vom BVB zum „Tag gegen das Vergessen“ ins BORUSSEUM eingeladen wurde.
Ein kleiner „Lapsus“ unterlief ihr ausgerechnet zu Beginn. Die gut 100 Zuhörer nahmen es mit Humor und blickten wohlwollend über den kleinen Versprecher hinweg. „Ich habe vor sechs Jahren mit meinem Job angefangen und nun stehe ich hier beim besten Verein Europas“, sagte sie und sorgte damit erst für verdutzte Gesichter – dann für den einzigen Lacher des Abends.
Vorstand der Borussen glänzt durch Abwesenheit
Es ging schließlich nicht ums Sportliche. Klüßendorf zeichnete in einem bewegenden Vortrag den Weg des Dortmunder Widerstandskämpfers und NS-Opfers nach. Am 29. Juli 1939 wurde Hippler über das Gefängnis „Steinwache“ ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Zuvor war er als politischer Gegner am 30. Januar 1933 - dem Tag der Machtergreifung durch Adolf Hitler - schon einmal verhaftet worden. 1943 wurde er aus Buchenwald entlassen und fand in Dortmund wieder Arbeit. Im März 1945 wurde er von der Gestapo im Rombergpark ermordet und in einem Massengrab in der Nähe des Bombentrichters verscharrt.
„Wir sind immer darum bemüht, daran zu denken, dass auch in unserer Stadt viele grausame Dinge passiert sind“, wies Dr. Reinhold Lunow auf die besondere Verantwortung der Dortmunder und auch der Borussen hin. Der BVB-Schatzmeister ließ Grüße von den Vereinsvorständen Dr. Reinhard Rauball und Dr. Gerd Pieper, die beim Neujahrsempfang beim DFB weilten, ausrichten. Insgesamt glänzte die Führung des Klubs durch Abwesenheit. Ein Erscheinen – auch in privater „Mission“ – wäre sicher ein deutliches und vor allem starkes Zeichen des Vereins im ständigen Kampf gegen Rechts gewesen.
Zu dem rief Lunow zu Beginn des Abends auf. „Bitte seid hellwach und wehrt euch“, rief er den überwiegend jungen Gästen zu und betonte den Stellenwert der Veranstaltung für den Verein und seine Mitglieder: „Gegen das Vergessen hilft nur das Erinnern.“ Und Wolfgang Polak, Zeitzeuge und überlebender des Holocaust, sagte am Ende seines Auftritts leise „Ich bin froh, dass meine Borussia so eine Veranstaltung macht.“
Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf am Karfreitag
Zum Ende ihres Vortrags hatte Klüßendorf dann doch noch ein Bedürfnis. Weil sie mit der Einschätzung der Borussia ob der aktuellen Tabellensituation des BVB den Finger etwas zu tief in die Wunde gelegt hatte, sprach sie den versammelten Zuhörern noch Mut zu. „Nach Regentagen gibt es wieder Sonnenschein.“ Spätestens da war der kleine „Fehltritt“ dann vollends verziehen.
Der nächste Termin, an dem an die Geschichte der Borussia während der NS-Zeit erinnert wird, steht übrigens schon fest. Am Karfreitag, dem 3. April, findet in Dortmund zum elften Mal der Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf statt. Ziel der sieben Kilometer langen Strecke ist das Mahnmal Bittermark.