Horst Heldt hat auch gesagt: „Marcel Sobottka ist zu gut, um ihn zu verleihen.“ Das Thema eines möglichen Wechsels kommt immer wieder mal auf, warum haben Sie sich immer für Schalke entschieden? Ich bin hier in Gelsenkirchen geboren und Schalke war immer meine erste Adresse. Ich war von Anfang an Schalke-Fan, alle Leute in meinem Umfeld sind Schalke-Fans. Ich habe hier meine Freunde und meine Familie. Seit insgesamt 12 Jahren bin ich bei diesem Verein, der mich in meiner Kindheit und Jugend sehr geprägt hat. Es würde mich freuen, wenn das so bleibt und Schalke mich weiterhin prägt. Deswegen wird Schalke immer mein erster Ansprechpartner sein. Erst recht, wenn ich die Perspektive habe, in der ersten Mannschaft zu spielen.
Stecken Sie sportlich eigentlich in einem kleinen Dilemma? Zum einen gehören Sie immer öfter zum Kader der Bundesliga-Mannschaft, wenn Sie dort auch noch auf einen Einsatz warten mussten. Dann kommen Sie allerdings nicht mehr so regelmäßig für die U23-Mannschaft zum Einsatz. Bleibt die Spielpraxis da auf der Strecke? Dass ich nicht ganz so schnell wie vielleicht Julian Draxler oder Max Meyer in der ersten Mannschaft zu Einsätzen komme, wusste ich von Anfang an. Ich bin nicht ein solches Super-Talent, kein Spieler, der in der Offensive mit Toren, Vorlagen und tollen Dribblings für Furore sorgt. Auf solch einer Position rückt man vielleicht schneller in den Fokus. Aber ich weiß auch, dass mir Spielpraxis sehr weiterhilft und deshalb bin ich auch froh, wenn ich dann in der Regionalliga zum Einsatz komme. Das empfinde ich auch überhaupt nicht als Bestrafung oder so. Das ist dann mit dem Trainerteam so abgesprochen und hilft mir weiter. Erst recht nach einer Verletzung, so wie es im letzten Jahr der Fall war.
Die Frage, ob Sie lieber in der Bundesliga auf der Bank sitzen oder in der Regionalliga auf dem Platz stehen, stellt sich für Sie also nicht? Genau. Ich freue mich auf beides, egal ob ich in der U23 spielen kann oder in der Bundesliga im Kader bin. Das ist ja auch etwas Schönes, vor 80.000 Zuschauern dabei zu sein, wenn es auch auf der Bank ist. Selbst wenn man nicht gespielt hat, ist das ein Erlebnis, von dem man seinen Kindern noch erzählen kann.
Trotzdem sehnen Sie den Moment, endlich „oben“ ran zu dürfen herbei, oder? Das ist mein Ziel und dafür arbeite ich jeden Tag. Ich denke, dass ich in Katar wieder Fortschritte gemacht habe und hoffe, dass sich die harte Arbeit irgendwann auszahlt. Sie wurden auch schon mal „Spätzünder“ bezeichnet. Inwiefern trifft diese Beschreibung zu? In der Jugend war ich nie derjenige, der gehypt wurde. Es gab immer Mitspieler, die mehr im Fokus standen. Das finde ich aber überhaupt nicht schlimm. In der U16 habe ich dann über Wattenscheid 09 und Rot-Weiß Oberhausen einen vermeintlichen Schritt zurückgemacht. Dieser hat sich im Nachhinein aber als goldrichtig erwiesen, denn ich brauchte für meine Entwicklung einfach noch diese Zeit, die andere vielleicht nicht brauchten. Ich bin gestärkt zurückgekommen. Es heißt ja „Viele Wege führen nach Rom“ und mein Weg war definitv der richtige.
Haben Sie das Kapitel S04 in dieser Zeit so ganz zugeklappt oder schwirrte das Thema immer im Hinterkopf herum? Daran, dass ich Schalke-Fan war und bin, hat sich sowieso nichts geändert. Am Anfang war ich sicherlich etwas traurig, dass es auf Schalke nicht weiterging. Aber meine Familie hat mich sehr gut unterstützt und meine Trainer in Oberhausen und Wattenscheid haben dann auch viel dazu beigetragen, dass ich mich weiterentwickelt habe. Ich bin in der Zeit auch körperlich stärker geworden – und dann hat es sich so ergeben, dass sich Schalke wieder gemeldet hat.
Sie sind ein ruhiger Typ und erfüllen das Klischee, das viele von Jungprofis haben, nicht. Von Marcel Sobottka gibt es noch keinen Wikipedia-Eintrag, auch keine offizielle Facebook-Seite oder einen eigenen Twitter-Account. Ich bin ein eher ruhiger Typ und muss nicht im Mittelpunkt stehen. Es macht mir nichts aus, wenn ich die Zeitung aufschlage und da nichts von mir drin steht. Gar kein Problem, ich bin froh, wenn ich meine Sache auf dem Platz erledigen kann. Und was Facebook angeht: Ich habe einen privaten Account, den ich aber auch kaum benutze. Denn ich finde, dass mein Privatleben eigentlich nicht groß in der Öffentlichkeit stattfinden muss.
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