"Wir haben uns die ganze Euphorie von Dortmund zunichtegemacht. Die Enttäuschung ist groß", klagte der Schlussmann von Hannover 96 nach dem 0:2 (0:1) auf der Ostalb. "Wir haben den Pokal-Fight nicht angenommen. Wir hatten nicht die Körpersprache, die eines Erstligisten würdig ist."
Drei Tage nach dem 1:0 gegen Vizemeister Borussia Dortmund lieferten die 96er eine über weite Strecken schwache Leistung ab und verpassten das Achtelfinale im DFB-Pokal verdient - zum siebten Mal in den vergangenen acht Jahren.
Umringt von interessierten Fußball-Fans aus Aalen übte Clubchef Martin Kind nach der Pleite am Dienstagabend mit leiser Stimme deutliche Kritik. "Der VfR Aalen hat verdient gewonnen. Unsere Leistung ist nicht zu akzeptieren", urteilte Kind: "Man hat gesehen, dass jede Motivation und jede Einstellung gefehlt hat. Dann läuft man ein bisschen langsamer, kommt zu spät, nimmt die Zweikämpfe nicht an und dann verliert man so ein Spiel." Hannover hat nun fünf der vergangenen sieben Pflichtspiele verloren.
Generelle Kritik an seinen Spielern vermied Trainer Tayfun Korkut zwar, stellte aber fest: "Wir haben uns schon auch etwas kaputt gemacht." Am Samstag gegen Eintracht Frankfurt soll nun unbedingt ein Erfolgserlebnis her. "Ich gehe schwer davon aus, dass die Mannschaft nach der Enttäuschung alles daran setzt, diese so gut es geht vergessen zu machen", sagte Manager Dirk Dufner.
Der im Pokal gesperrte Innenverteidiger Marcelo dürfte dann wieder mitspielen, Pechvogel Ceyhun Gülselam muss nach der Gelb-Roten Karte gegen den BVB dafür aussetzen. Gegen Aalen bugsierte er nach 24 Minuten die Hereingabe von Andreas Ludwig ins eigene Tor. "Es war davor auch nicht überragend, aber es war ok", meinte Dufner zur Leistung der Niedersachsen. "Mit dem Gegentor haben wir uns dann richtig schwergetan."
Aalen dagegen kam immer besser in die Partie und belohnte sich mit dem Treffer von Michael Klauß (59.) für den engagierten Auftritt. "Das war heute unglaublich wichtig, dass wir ein Zeichen gesetzt haben", lobte VfR-Trainer Stefan Ruthenbeck. Platz 17 in der 2. Liga sei "schon sehr ernüchternd". Der erstmalige Einzug ins Achtelfinale des Pokals habe dagegen für herausragende Stimmung in der Kabine gesorgt, wie Abwehrspieler Sascha Mockenhaupt berichtete. "Dieses Mal gab es keine hängenden Köpfe."
Hannover steht im Liga-Alltag dagegen mit nur einem Punkt Rückstand auf die Europapokal-Plätze relativ gut da. Dass Edgar Prib nach seiner Meniskusoperation als Einwechselspieler ein paar Minuten mitmachen konnte, wertete Korkut immerhin als etwas Positives beim ansonsten verkorksten Ausflug nach Baden-Württemberg. "Unsere Situation wird sich hoffentlich in den nächsten Tagen und Wochen verbessern", sagte der Trainer. Ablenkung von der Bundesliga gibt es nun ohnehin nicht mehr.