Was Keller über den Zustand seines Stars Kevin-Prince Boateng öffentlich mitteilte, war aufschlussreich. Nach knapp zwei Wochen ohne Mannschaftstraining, aber dafür mit einer intensiven Behandlung seines Reizknies von Spezialist Ralph Frank in Unterhaching sollte „KPB“ den Schalkern im Champions-League-Topspiel gegen Chelsea eigentlich allein schon wegen seiner Anwesenheit helfen. Doch viel mehr als ein Spieler mit der Rückennummer 9 war nicht zu sehen.
„Kevin ist körperlich sicher nicht in Topverfassung, deshalb haben wir ihn vorne reingestellt, damit er nicht so weite Wege gehen muss“, erklärte Keller offenherzig. „Er hat mir schon in der Pause gesagt, dass er platt sei und es höchstens noch eine Viertelstunde gehen würde. Es gab daher keine andere Lösung, als ihn in der zweiten Halbzeit auszuwechseln, zumal wir mit Adam Szalai eine gute Option hatten.“
Konditionell der Aufgabe nicht gewachsen und dann noch auf einer Position, die ihn seiner Qualitäten beraubt, ist Boateng allerdings keine Verstärkung für das Schalker Team. Auch in der Hinsicht war für Schalke das Duell gegen den großen FC Chelsea eins zum lernen. Am Samstag wird Keller daher wohl nicht noch einmal auf die Idee kommen, seine völlig „falsche Neun“ aufzubieten.
Nein, viel eher ist damit zu rechnen, dass Adam Szalai wieder die Spitze übernimmt und Boateng in der Mittelfeldzentrale schaltet. Um auch körperlich der Aufgabe gewachsen zu sein, muss der 26-Jährige neben dem Mannschaftstraining zusätzliche Stabilitäts- und Koordinationsübungen absolvieren. Denn Physiotherapeut Frank, eine Kapazität auf seinem Gebiet und Hoffnungsträger etlicher prominenten Bundesligaprofis, hat Boatengs Körperstatik vermessen und neu eingestellt. Weil "KPB" einen Beckenschiefstand hat, läuft er unrund und belastet sein linkes Knie zu stark, sodass es immer wieder gereizt reagiert.
Schon gegen Chelsea trug Boateng neue Einlagen in ebenfalls extra dafür angefertigten Fußballschuhen. Sie sollen dafür sorgen, dass der an eben einer Stelle so sensible Muskelprotz Belastungen besser Stand hält und nicht nach jedem Einsatz wieder zur Therapie nach München reisen muss.