Ihre ersten Soli haben Pierre-Emerick Aubameyang und Sokratis für Borussia Dortmund schon absolviert. Nicht mit dem Ball am Fuß, denn der war am Sonntagmorgen, als die beiden Zugänge ins Mannschaftstraining der Schwarz-Gelben einstiegen, nicht dabei. Nein, Gesangskünste waren auf dem Trainingsgelände in Dortmund-Brackel zunächst gefragt.
Zeugwart Frank Gräfen feierte seinen 48. Geburtstag und anlässlich eines solchen Ehrentages ist es beim BVB guter Brauch geworden, dem Jubilar ein Geburtstagsständchen zu bringen – in allen Sprachen, die im Dortmunder Team gesprochen werden. Während bei der polnischen und türkischen Version von „Happy Birthday“ schon die meisten mitsingen können, waren Aubameyang (französisch) und Sokratis (griechisch) noch eher Alleinunterhalter.
Warteten die Dortmunder Fans noch vor einer Woche sehnsüchtig auf die angekündigten Verstärkungen, ist der Vizemeister mit seinen Personalplanungen sieben Tage später ein großes Stück vorangekommen. In Aubameyang hat Jürgen Klopp nicht nur den zweiten Zugang begrüßt, sondern auch einen Akteur hinzubekommen, der ihm in der Offensive eine ganze Palette neuer Möglichkeiten bietet, da er auf beiden Außenbahnen und in der Sturmspitze eingesetzt werden kann. „Er ist schnell, groß und robust. Er wird unser Offensivspiel bereichern und flexibel gestalten“, erklärte Sportdirektor Michael Zorc auf der Homepage des Vereins.
Obwohl sich die Dortmunder die Dienste des 24-Jährigen ca. 13 Millionen Euro kosten ließen, wird der Königstransfer in diesem Sommer ein Armenier sein. Am Freitag sickerte durch, dass sich der BVB und Schachtjor Donezk über einen Transfer von Henrikh Mhkitaryan einig sind. Der offensive Mittelfeldspieler kostet rund 25 Millionen Euro. Wird der Wechsel vollzogen, hätte der BVB von den 50 Millionen Euro, die Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke als mögliche Investitionssumme genannt hatte, noch drei bis vier Millionen Euro übrig, die in einen Perspektivspieler, am besten mit Qualitäten als Außenverteidiger, investiert werden sollen. Weil allerdings noch letzte Details geklärt werden müssen, steht eine Bestätigung des Mkhitaryan-Deals nach wie vor aus. „Wir arbeiten daran“, sagte Zorc im Rahmen des Saisoneröffnungsspiels am Samstagabend. Mkhitaryan wird bei den Schwarz-Gelben die Nachfolge von Mario Götze antreten.
Eine hohe Messlatte, doch die bisherige Karriere des 24-Jährigen lässt durchaus hoffen, dass er die Fußstapfen des Neu-Bayern Götze ausfüllen kann. Beim ukrainischen Spitzenklub überzeugte Mkhitaryan mit herausragenden technischen Fähigkeiten und enormem Tempo. Zudem war er in 106 Meisterschaftsspielen für Donezk an 68 Toren (44 eigene Treffer, 24 Vorlagen) beteiligt. Seine Quote in der anspruchsvolleren Champions League (21 Spiele, zwei Treffer) ist zwar weitaus weniger beeindruckend, nichtsdestotrotz blitzten seine Qualitäten auch auf der internationalen Bühne auf. „Ich bin sicher, dass Trainerteam und die sportliche Leitung komplett wissen, was sie da tun. Ich bin gespannt auf die Neuen, wie sie sich im Training und in den Testspielen präsentieren“, sagt Ilkay Gündogan. „Ich bin mir sicher, dass sie die Qualität haben, um uns weiterzubringen.“
Klopp will die Anzahl der Gegentore verringern
Weiterbringen. Das bedeutet in der Saison 2013/14, dass die Mannschaft ihre Leistungen weiter stabilisiert, dass sie auch im Angesicht der hohen Belastung durch die Spiele in der Champions League weniger Punkte unnötig abgibt. „In der Champions League haben wir letztes Jahr den Fußball gespielt, den wir immer spielen wollen“, weiß Klopp, der sicher ist, dass sein Kader, wenn er komplett ist, das Zeug hat, in allen Wettbewerben vorne anzugreifen. „Wir haben das Gefühl, dass wir dann sehr gut aufgestellt sind und den Fußball, den wir uns vorstellen, auch spielen können.“
Dazu ist vor allem im Defensivverhalten eine Steigerung nötig, denn gerade in der Bundesliga waren es einige Probleme im Abwehrverhalten, die am Ende dazu führten, dass der FC Bayern mit einem riesigen Vorsprung über die Ziellinie kam. „Die Anzahl der Gegentore stand in einem dramatischen Zusammenhang mit den erzielten Punkte“, weiß Klopp, der das Steigerungspotenzial erkannt hat.
Bis auf Mitch Langerak, der die letzten Tage seines Urlaub genießt, ist der Kader von Borussia Dortmund – abgesehen von möglichen weiteren Zugängen – seit Sonntag komplett beisammen. Der australische Schlussmann wird am Mittwoch zur Mannschaft stoßen und dann mit ihr ins Trainingslager nach Bad Ragaz (Schweiz) reisen.
Ab Donnerstag wird er daran mit seinen Spielern wieder im schweizerischen Bad Ragaz arbeiten, wo sich die Borussen schon in den beiden letzten Jahren unter besten Bedingungen auf die Saison vorbereitet haben. Dass die letzten Details mit Mkhitaryan dann schon geklärt und er dementsprechend bei der Mannschaft sein wird, ist zwar wahrscheinlich, aber eben noch nicht abschließend geklärt.
Kevin Großkreutz, der am 19. Juli als nächster Dortmunder Geburstag hat, wird sich aber schon darauf freuen dürfen, dass er nicht nur das französische „Joyeux Anniversaire“ und das griechische „Eytyxismena Genethlia“ hört, sondern auch das armenische „Tsenund shnorhavor“.